Samstag, 10. Februar 2024

Fogy History

Der letzte Griff nach der Unsterblichkeit


Wenn Männer älter werden, dann fangen sie oft eine Obsession mit Geschichte zu entwickeln und ihren Platz darin, denn Männer können nur durch Geschichte wirklich Unsterblichkeit erlangen.


Alles was lebt wird sterben und vergehen, und Männer weigern sich das zu akzeptieren, weshalb sie Dinge bauen, die die Zeit selbst überdauern. Pyramiden, Obelisken. Der Runenstein von Jelling hat Reiche überdauert. The Men of Iron, the Men of Stone.
Geschichte ist das männliche Portal zum kollektiven Bewusstsein seiner Art. Und Weiber denken nicht so. Weiber machen sich keine Gedanken über Dinge die 1000 Jahre in der Vergangenheit, oder 1000 Jahre in der Zukunft liegen. Weiber wissen dass das Kind das aus ihnen herauskommt ihres ist, ihr eigenes Portal zum kollektiven Bewusstsein, ihre eigene Unsterblichkeit. Männer denken an das Römische Reich, ihre Frauen sind darüber überrascht bis schockiert. Wie Camille Paglia sagte wäre Zivilisation nie über eine Grashütte hinausgekommen, wäre sie in den Händen der Weiber.


Das Problem mit Geschichte ist, dass sie voller endloser Details ist, von denen man jedes zum Beweisstück eines Anderen machen kann. Der Sinn ist es Lektionen daraus zu ziehen, denn ansonsten hat man lediglich enzyklopädisches Wissen ohne Weisheit, und könnte genau so gut ein Archivar sein. Nur dafür fehlt vielen Leuten, wahrscheinlich den meisten Leuten, ganz einfach der Intellekt.

Finally, there is Saddam Hussein himself. He was clearly a threat to U.S. interests in a part of the world that our government defined as vital. He took a proud and very advanced society and ground it into the dirt through his misrule. In the later stages of his rule, he became obsessed with his place in history and was scarcely engaged in foreign affairs. He seemed to want to compensate for his humble beginnings. In many respects, he was similar to the retiree who loves to watch the History Channel. He was fascinated by history but lacked the intellect to learn its lessons.
- Debriefing the President

Ich war mal auf einer Feier da war so ein dicker Boomer, der Dad von jemanden, der war besessen von der Titanic, was gerade das Thema war, wie es denn nur sein konnte, dass die Titanic sinken konnte. Da hätte doch dies und das passieren müssen. Ihm fehlten dann bestimmte Details die eben dazu führten dass die Titanic unterging und so weiter, denn er war viel mehr ein Informationsschwamm. Leute die über das Leben keinerlei intellektuelle Neugier besitzen, und lediglich Anreizen folgen, behandeln Geschichte immer als Wissen ohne Weisheit. 


David Mitchell schreibt ein Buch über die Monarchen Englands, weil ihn der Covid Lockdown realisieren hat lassen, dass ihm als Mensch Geschichte einfach widerfahren wird und er nichts dagegen tun kann. Und so rationalisiert der Mensch in seiner machtlosen Situation die Umstände mit dem Versuch sich selbst als handelnder Faktor zu sehen. Die Angelsachsen zum Beginn der Wikingerzeit gaben den Mönchen von Lindisfarne die Schuld am Wikingerüberfall, diese Mönche müssten sich ja irgendwie versündigt haben dass ihnen von Gott so ein Übel geschickt wird. Es gibt alle möglichen Rationalisierungsversuche für Covid, ob es aus einem Biowaffenlabor stammt, ob es aus einem amerikanischen Labor in China stammt, oder ob es aus der Flughundsuppe kommt welche die Chinks unbedingt fressen müssen. Es spielt nicht wirklich eine Rolle. Es spielt eine Rolle wie Menschen als Spezies damit umgehen und es überkommen.



Mike Tyson ist fasziniert von den fränkischen Königen und rationalisiert auch warum er das ist. Diese Männer konnten wahrscheinlich nicht mal ihren eigenen Namen schreiben, genau wie er, und sind durch Gewalt groß geworden, genau wie er. Tyson ist begeistert von Machiavelli weil er Horror als psychologische Waffen begreift. 


Mike Tyson und David Mitchell haben ein besseres Verständnis von Geschichte als Vladimir Putin. Für diese Leute ist Geschichte in erster Linie Bedeutung. Für halbdemente Boomer, wie Putin, ist Geschichte lediglich Zahlen. Er zieht irgendwelche Daten und Dokumente hervor, klammert sich an diese, doch er versteht nicht warum dieser eine slawische Häuptling da und da zum Christentum konvertiert ist, was das im Kontext der damaligen Zeit bedeutet und was das für die Leute heute bedeutet. Es ist die Logik einer Zivilklage irgendwelche alten Briefe hervorzuholen und basierend auf diesen Ansprüche zu stellen, die unbeantwortet in eingewachsenem Groll und Ressentiment enden. Es ist das Ende von Putins "missionierender Phase", die sich um die Jahre 2005 bis 2014 abzeichnete, und die sich mit zunehmender Isolation verschlimmert hat. Putin ist mittlerweile eine Geisel seiner eigenen Macht und eine Geisel der Geschichte, beides Dinge mit denen er letztendlich nichts anfangen kann.

Der israelische Historiker Yuval Noah Harari sagte vor fast zwei Jahren, viele Menschen heute haben "zu viel Geschichte". Israel leidet unter "zu viel Geschichte". Deutschland leidet unter "zu viel Geschichte". Zu viel Geschichte die dem Überessen gleichkommt.
Der Populärhistoriker und Autor Tom Holland, der ansonsten darüber spricht dass Politiker mehr historische Bildung bräuchten, klagte darüber, dass es besser wäre, wenn Putin weniger über Geschichte wissen würde, anstatt seines Halbwissens.

Alles was Putin mit seinem historischen Wissen anfangen kann ist sich in eine Metahistorie hineinzuprojizieren, wie man sie von den Victorians des 19ten Jahrhunderts kennt, als diese allen möglichen Quatsch erfunden haben um Lücken zu füllen beim Versuch ihre gegenwärtige Gesellschaft durch die Vergangenheit zu verwurzeln und zu legitimieren. Es ist alles flach und selbstwertdienliche Verzerrung und kann deswegen schon keine Lektion bieten weil es nicht real ist. Seine Weltsicht und seine Handlungen auf einem Geschichtsverständnis aufzubauen wie es Vladimir Putin hat ist zwangsläufig pathologisch und hat für ihn in einem Krieg geendet in dem sich die wenige reale Macht die Russland noch bleibt aufreibt, gegen ein slawisches Brudervolk, von dem er glaubt sie wären seine willigen Untertanen, weil vor tausend Jahren ein kleiner Warlord, für den Nation und Volk keine Konzepte waren, im Traum eine Vision hatte.

Wenn Putin sich einen Platz in der Geschichte sichern wird, dann als der Totengräber der Russischen Föderation. Für ihn ging es darum seinen Platz in der russischen Geschichte zu finden, völlig egal wie ideologisch widersprüchlich die russische, die moskowitische Identität über ihre Geschichte hinweg war, und wahrscheinlich auch völlig egal wegen was. Moskauische Herrscher erlangten keine Titel wie "der Schreckliche" oder "der Große" weil sie ein positiver Faktor für die Leute waren über die sie geherrscht haben.
They were all right bastards, basically. 


7 Kommentare:

  1. Ich glaube nicht das Putin glaubt, was er da verzapft. Er könnte genauso gut sagen, "Sehen sie Herr Cuckson , die USA hasst uns und darum hat sie in der Ukraine Kräfte unterstützt die dort die ansässige russissch stämmige Bevölkerung diskriminiert. Natürlich gebe ich einen Fick auf meine Leute und es geht mir nur um Geld, Ruhm und Macht. Aber sie müssen doch zugeben, dass das ein guter Vorwand ist um einen Krieg zu beginnen. Im Idealfall hole ich noch Polen und kann endlich mit Deutschland gewinnbringende Geschäfte mit dem einzigen was ich anzubieten habe (billiges Öl und Gas) machen und alle sind glücklich. Klar, alle bis auf die pissigen USA natürlich."

    Nur will das keiner hören, also verzapft er halt irgendwas, weil, was soll er sonst sagen?

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    1. Was soll er sonst sagen?
      Cucker hat ihm sogar Bälle zugespielt die er mit dem beantworten hätte können, was dieser prorussische pseudorechte MAGA Mob hören will, also irgendwas mit Globohomo Deep State und er, Putin, sei ein christlicher Tradcon Herrscher, bei uns gibt es nur zwei Geschlechter, irgendwas dass Cucker und die MAGAtards gefressen hätten. Doch nichts kam davon, weil weder er, noch sein Umfeld, irgendwas davon glaubt. Denen ist das amerikanische Publikum halt total egal. Anstatt dass er was vom dekadenten Westen erzählt, erzählt er Cucker dass Russland selbst in den Westen rein will, dass er Teil von Globohomo werden will.

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    2. Putin redet wie ein langweiliger Winkeladvokat, weil er das ja auch ist. Einer wie der Koch hätte sicher interessantere Dynamiken in die russische Welt gebracht, auch wenn er wahrscheinlich nie akzeptiert worden wäre von dieser schizophrenen russischen Elite/Gesellschaft, die sich sowas wie den Leninismus ausgedacht hat.

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    3. Putin redet als wäre er ein Schüler der ein Referat vorträgt weil das alles Standard russischer Geschichtsunterricht ist. Der hat sich das nicht ausgedacht sondern das lernt jeder Schüler in Russland ab der 7. Klasse. Für einen Winkeladvokaten hätte man Dugin zu rate ziehen müssen, weil der immer etwas findet womit der dem Westen Heuchelei unterstellen kann. Der Koch, der Hot Dog Mann, wäre dagegen ein absolut ruchloser Pragmatiker gewesen. Der hätte Carlson wirklich erzählt was er hören will, auch weil er wusste was wahr und was nicht wahr ist.
      Putin interessiert überhaupt nicht was wahr ist, sondern was real gemacht sein soll. Er bedroht Lettland indem er sagt Russland hat (momentan) keine Interessen dort. Das Lettland ein eigenständiges Land mit eigener Sprache und Kultur ist hat überhaupt keinen Platz in der russischen Wahrnehmung. Und wenn einer wirklich die Propaganda glaubt, dass "Russland", aka. das Russische Imperium, eine Alternative zur westlichen Globalisierung wäre, dann lacht er den aus, wie eben Carlson.

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  2. Über das habe ich heute auch nachgedacht ohne zu wissen, dass ich es heute lesen würde, krass Spiegelneuronen und so. So cuckig sich das anhört aber die Väter leisten zur Zeugung ja einen fast angenehmen Teil und können sich nur durch Geschichte beweisen, zu deiner Urgroßmutter gibt es einen sehr offensichtlichen Urzusammenhang, eigentlich irre dass man aus der Gebärmutter von der Gebärmutter der Gebärmutter .... rauskriecht. Aber bei den Stammvätern ist das nur über das soziokulturelle Gefüge wirklich offensichtlich.

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  3. I met a traveller from an antique land,
    Who said—“Two vast and trunkless legs of stone
    Stand in the desert. . . . Near them, on the sand,
    Half sunk a shattered visage lies, whose frown,
    And wrinkled lip, and sneer of cold command,
    Tell that its sculptor well those passions read
    Which yet survive, stamped on these lifeless things,
    The hand that mocked them, and the heart that fed;
    And on the pedestal, these words appear:
    My name is Ozymandias, King of Kings;
    Look on my Works, ye Mighty, and despair!
    Nothing beside remains. Round the decay
    Of that colossal Wreck, boundless and bare
    The lone and level sands stretch far away.”

    -Percy Shelley, Ozymandias

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  4. Putin hat gar nicht groß über Geschichte geredet und was er geredet hat war ziemlich wirr weil er sich damit offensichtlich nicht auskennt, keine Ahnung woher diese memes kommen vor allem weil sie nicht lustig sind. Was ich lustig fand war dass er Polen die Schuld am zweiten Weltkrieg gab und direkt sagte dass sie Hitler in Zugzwang gebracht haben.
    Ich denke er hatte ein Briefing mit seinen Historikern, die haben ihm dann was erzählt was wohl ziemlich gut klang und er konnte es dann im Interview nicht reproduzieren weshalb er das Thema wechselte.
    Worüber er viel redete war die Aussenpolitik seiner Präsidentschaft (mit "Unterbrechung") und er hat da viel gemeckert dass man ihn wie eine bitch behandelt hat. Also die CIA ruft nicht zurück, NATO/Bush sagen ihm "wir überlegen es uns" und rufen nicht zurück, "versprechen" wurden nicht eingehalten. Putin wird immer als rücksichtsloser Machtspieler dargestellt aber ich habe jetzt den Eindruck dass er selber richtig naiv ist und wirklikch denkt ein "Versprechen" ist politisch etwas wert. Also wenn Putin im Bundestag auf Deutsch eine Rede hält ist das kein propagandistischer Schachzug, sondern er denkt wirklich so kann er die "Deutsch-Russische Freundschaft" fördern.

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