Freitag, 22. September 2023

Feldküche Teil II

Konserven



The C-ration (officially Field Ration, Type C) was a United States military ration consisting of prepared, canned wet foods. They were intended to be served when fresh or packaged unprepared food was unavailable, and survival rations were insufficient. It was replaced by the similar Meal, Combat, Individual (MCI) in 1958; its modern successor is the Meal, Ready-to-Eat (MRE).
- Wikipedia


Hin und wieder koche ich aus Konserven um den Vorrat zu rotieren und Rezepte auszuprobieren die besser erprobt sind wenn man später mal länger auf diese Küche angewiesen ist. Hier von "kochen" zu reden ist etwas irreführend, denn alles was in Konserven kommt ist bereits gekocht worden und kann eigentlich direkt daraus verzehrt werden. Ich selber rotiere gerade ein paar Sachen durch die ich vor ein paar Jahren gekauft habe als 400g Schmalzfleisch vom Schwein noch 1,80 gekostet haben, wogegen es heute 3 Euro sind. Diese älteren Konserven wären auch noch so lange haltbar gewesen. Wenn ich also irgendwo Konserven im Angebot sehe nehme ich die mit bis mich einer auf die Haushaltsübliche Menge hinweist, was bei reduzierten Waren eigentlich nie der Fall ist weil der Laden die los haben will. Daher ist sowas perfekt für den Hamsterkauf. :hamjam::hamjam::hamjam::hamjam:


Konserven und Konserven
Konserven sind nicht gleich Konserven. Es gibt Konserven die sind in erster Linie Aufbewahrungsmittel für Zutaten, es gibt Konserven die sind Aufbewahrungsmittel für fertige Gerichte. Fertige Gerichte, wie die typischen Ravioli, enthalten Wasser, welches zum Gewicht und zur Größe beiträgt und für den Transport daher eingeschränkt geeignet ist. Toll für die Vorratshaltung zuhause, schlecht für Unterwegs.
Mehr dazu später.


Meat and Potatoes
Eigentlich wollte ich nur Schmalzfleisch googeln und jetzt will ich euch das nicht vorenthalten.


Nicht so sehr weil es um Konserven geht, sondern weil es um Boomer Esskultur geht. Er nennt es Feldküche, doch es ist eben Indoor und in der tatsächlichen Feldküche verwendet man keine Pfannen, sondern Töpfe, Kessel, Kübel und sowas. Schmalzfleisch braucht auch keine extra Zugabe von Öl, da es eben im Schmalz aka. Fett kommt. Natürlich Schnäpschen dazu. Boomer halt, Marine halt.

Damit dir sowas also nicht passiert lerne vorher mit Konserven zu kochen und unter nicht idealen Umständen.


Was immer besser geht als irgendeinen Shit mit Öl sind Soßen. Shit on a Shingle wird in Soße aus Kondensmilch gemacht, doch Soßen gibt es genau so als eben dehydriertes Pulver die ewig haltbar sind. Soßen sind auch ein Moral Booster weil man damit selbst öden Rationen Geschmack geben kann. Brühwürfel gehören ebenfalls dazu, da sich Beilagen wie Reis und Nudeln immer besser in Brühe kochen lassen und die Brühe Geschmacksträger ist.

Generell werden in "Feldküchen" meistens Eintöpfe und Suppen ausgereicht eben weil es einfacher ist größere Mengen in Töpfen, Kesseln, Kübeln zu kochen und man diese auch wieder nachfüllen kann, daher Gulaschkanone. Vor dem zweiten Weltkrieg war es für das Militär üblich im Rahmen der Winterhilfe in den ländlichen Gegenden Rationen auszugeben in denen man keine kostenlose Mahlzeit ablehnt, was auch den Zweck der Übung hatte.



Die Konserve in der Logistik
Moderne Armeen sind umgestiegen von den Konserven hin zu MREs welche die Combat Ration ersetzt hat und die MREs wurde von einer Eisernen Ration, die nur als Notnahrung gedacht war, wenn keine Verpflegung aus einer Feldküche zugeführt werden konnte, zur Standardernährung. 

MREs sind teuer in ihrer Herstellung da alles dehydriert wird und wenn du dann Chicken a la King oder so einen Scheiss erwischst bist du angepisst.
Nur eben dadurch dass der größte Gewichtsfaktor, Wasser, durch das Dehydrieren herausgenommen wurde sind sie leichter zu transportieren. Der meiste Stauraum an einem MRE ist nur Verpackung und im Einsatz wird das Zeit herausgenommen und entweder in der Mehrzwecktasche, oder wie Snacks in der Beintasche getragen.
Bei Konserven verhält sich das anders da Konserven schwerer sind und Logistiker kalkulieren nicht in Packungen, sondern immer in Gewicht. Wie viele Packungen auf das Gewicht kommen ist sekundär. Wie viel Gewicht muss ich transportieren um über welche Strecke wie viele Personen zu versorgen.

Das Nadelöhr der Nahrungsversorgung ist der Transport, denn ab einer gewissen Distanz lohnt sich der Transport nicht mehr. Im Krisen- und Konfliktfall ist dies weniger von Bedeutung, da im Notfall mehr gezahlt wird und das Profitmotiv Versorger anzieht.



Konserven in der Herstellung
Was die Konserve als Lagerhaltung attraktiv macht ist dass es eine, relativ zum dehydrierten MRE, primitive Technologie ist und eine Konservenfabrik schnell eingerichtet und auch mobil sein kann. Mittlerweile hat jede Metzgerei und jedes bessere Wirtshaus Konserven im Angebot von ihrer speziellen Blutwurst oder sowas.

Die Abteilung Fleischverarbeitung der Jugendsiedlung Traunreut hat sich etwas Besonderes für die Ukraine-Hilfe einfallen lassen. Über 2.500 Konserven mit Schmalzfleisch wurden bereits in die Ukraine geliefert. Dabei handelt es sich um einen Brotaufstrich, der auch mit Gabel und Löffel gegessen werden kann. Eine Portion ist eine vollwertige Mahlzeit und eine Konserve bis zu vier Jahre haltbar. 1.900 Kalorien stecken in einer Dose, der Energiewert ist also extrem hoch.
Hierbei handelt es sich um 400 Gramm Dosen und das Zeug ist natürlich mehr als einfach Brotaufstrich.

Die Konserve ist eine Technologie aus dem frühen 19ten Jahrhundert die schon Napoleons Truppen versorgt hat, nur das man diese damals noch mit Blei hergestellt hat und es hin und wieder zu Vergiftungen kam. Stell dir vor solche Franzosen mit tollwutartigen Symptomen durch Bleivergiftung gehen zum Bajonettangriff über. 


Größe der Ration
1914 German Iron Ration:
250g (8.8 oz) biscuit; 200g (7 oz.) preserved meat or 170g (6 oz.) bacon; 150g (5.3 oz.) preserved vegetables; 25g (9/10 oz.) coffee; 25g (9/10 oz.) salt.
Konservendosen sind, ausgenommen von Fischkonserven, üblich in 400g, 300g, 200g und 100g Größen. Für das Vorratslager eigenen sich die 400g Dosen, für Rationen im Feld eher die 200g Dosen. Wenn die 400g Dose erst mal offen ist, dann ist sie halt offen, und für gewöhnlich frisst keiner in einer Sitzung 400g Schmalzfleisch.

Brot gibt es von der Bundeswehr in 170g Dosen meistens als Roggenbrot, doch ich würde eher "Pilot Bread" oder "Pilot Cracker" nehmen, alternativ 200g Dosen Landbrot, rein aus der Logistik Perspektive.


Der P-38 und P-51 Dosenöffner


Wäre Blöd wenn man Konserven hat ohne einen Öffner.


Rückkehr der Konserve auf dem Schlachtfeld

Der Krieg gegen die Ukraine umfasst so eine enorme Zahl an Leuten über so eine Dauer dass die Produktion von MREs, die sowieso nur als Eiserne Ration gedacht sind, nicht hinter her kommt. Und die russischen Battalionskampfgruppen hatten zu beginn ohnehin nur einen Lebensmittelvorrat für drei Tage bei sich, wenn sie den überhaupt hatten. Die russischen Truppen mussten dann eben plündern um etwas zu essen zu finden, was schlecht für die Moral ist und den Aktionsradium dieser Einheiten einschränkt. 

Die russische Regierung hat dann versucht dass auszugleichen und geht zurück zu Konserven mit neuen Etiketten. Diese russischen ZV Konserven tragen das Motto "Wir lassen unsere Leute nicht im Stich", was schon ein bankrottes Statement ist, weil es ja preisgibt, dass dies bereits geschehen ist, und die mangelnde Unterstützung im Nachhinein tabuisiert wird. Es soll auch eine organische Unterstützung aus der Bevölkerung suggerieren, als ob die eintopfkochende Babuschka dort einspringt wo es der russische Staat nicht kann. Das ist so als würde eine Organisation sich mit dem Motto bewerben "Wir diddeln keine Kiddies!". What is going on there, guy. The lady doth protest too much, methinks.



Vereinzelt findet man auch Glaskonserven, aka. Eingekochtes, in den Positionen der russischen Truppen, der Technologiestand von 1810 als Nicolas Appert solche Einkochgläser an die französische Marine lieferte.
Russische Kohlsuppe. Patriotische russische Kohlsuppe.




Siehe auch Teil 1


23 Kommentare:

  1. Mit Raviolidosen habe ich sowieso schlechte Langzeiterfahrungen, nicht selten wölbts die nach zwei Jahren. Happy Lebensmüddelvergiftung. Vorräte vergraben ist auch schwierig, die Wildschweine packen das. Besser was das nicht riecht und einfach trocken neben die eingefettete Waffe passt.

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    1. Geschmacklich ist es auch zum kotzen aber immer noch appetitlicher als das patriotische russische Eselfutter da oben.

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    2. Wollts schon schreiben. Kohl hat nen Ertrag von 100 Tonnen pro ha und ist immer ziemlich billig. Scheißt denen doch gleich ins Maul.

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    3. Lecker schmecker Botulismus Suppe.

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    4. Wenn die Ukrainer nicht diese Kultur von Vorratshaltung und Einkochen hätten wären in den umkämpften Gebieten bereits Leute verhungert.

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    5. Bekannte von mir wohnen da und ohne private Zuwendungen aus Deutschland von der Diaspora wären die Alten da schon 2014 eingegangen. Sind wahrscheinlich die härtesten Diabeteskranken der Welt lmao

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    6. Das Profitmotiv bei der Feldverpflegung im Notfall treibt natürlich auch seine bekannten Blüten wie das Formaldehyt-Gammelfleisch der Amerikaner um 1899 oder das umetiketierte Hundefutter als "premiumfleisch" in Russland vor 10 Jahren, vmtl immernoch im Umlauf.

      Die MREs die die Ukrainer selbst produzieren, Schimmeln auch schon ab Werk.
      https://youtu.be/Si5gjG69dD4?feature=shared

      "Notfallverordnung" und priortisierter Bedarf bei Staatsaufträgen bedeutet auch nur das lästige Qualitätskontrollen ausbleiben und man sich als findiger Unternehmer Selbst bedienen kann. Seien es Millarden an FFP2 Masken oder Scheisse mit Reis für die Front.

      im Zweifel lieber die Konserven für den zivilen Markt statt military Grade Lebensmittelvergiftung.

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    7. Ohne das Profitmotiv, das Preisgeld Napoleons, hätte Nicolas Appert nicht seine Konserven entwickelt. Im Zweiten Weltkrieg haben in den USA noch ganze Labore von Ernährungswissenschaftlern daran gearbeitet die perfekte Ration zu entwickeln. Wenn es dann solche Blüten treibt wie Gammelfleisch verpacken dann muss man so einen Zweig der sowas treibt eben abzwicken.

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  2. Ich kaufe immer die Minestrone Dosensuppe beim Aldi für weniger als 2 Euro für 400 g. Mir ist in 7 Jahren noch keine aufgeschwollen. Die älteste Dose die ich geöffnet habe war glaub ich vier Jahre alt und das ist auch das alter was ich anvisiere eine Dose zu ersetzen. Aus Suppen kann man auch Eintopf machen mit Brot und Fleisch.

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  3. ich esse/reduziere gerade meine NRG-5 Rationen weil Nothing ever happens und so, wird mit 10 jahre haltbarkeit beworben, es sind staubtrockene "kekse", krümelt sofort, zutaten sind gebackenes weizen, zucker.. ab da aufgehört zu lesen, ist nur mit wasser genießbar da eben extrem trocken, ist in 50g brickets eingepackt, daher praktisch, nehm 1-2 jeden tag zur arbeit mit. Damals bei amazon bestellt gehabt, vielleicht wirds immer noch angeboten. Könnte man nur davon im ernstfall wochenlang überleben oder würde die verdauung streiken?

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    1. Das Zeug ist Subvention für andere Lebensmittel, Verdicker, oder zum Backen von Buccella Brötchen. Wenn man einen eingeschweißten Beutel offen hat sollte man den verbrauchen oder den plastikverpackten Rest irgendwo sicher lagern weil die Motten dran gehen. Das Zeug ist eigentlich Katastrophenhilfe für Afrika Müll und ich würde mir heute keine Kartons von dem Zeug mehr kaufen. Ich habe über NRG schon mal geschrieben vor ein paar Jahren. MHD bei NRG-5 ist zwanzig Jahre und würde sicher darüber hinaus auch noch lange halten, also besteht jetzt kein Grund für dich das aufzubrauchen. Experimentiere halt wie beschrieben wenn schon was offen ist.

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  4. @PC Dein Boomer-Feldkoch ist von der Luftwaffe, das dürfte erklären, wieso der in einer Garage/Werkstatt sich als Feldkoch bezeichnet und nicht mit dem Feldgeschirr auf einem Feuer im Wald kocht.

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    1. Sebastiano Reinoldo22. September 2023 um 17:03

      Ach kommt, Last den Edi in Ruhe. Ist noch mein Lieblingsboomer, bei schlechtem Wetter findet der Krieg im Saal statt.

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    2. Saalschlachten in der BRD im Stile Weimars wären mir neu.

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  5. Was ist eigentlich der Unterschied zwischen Schmalzfleisch und Landterrine. Hat Schmalzfleisch einen höheren Fettgehalt? Irgendwelche Metzger anwesend?

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    1. Landterrime ist schon wirklich ein Aufstrich als Produkt mit Sahne und Ei und sowas.

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  6. du hast doch letztens geschrieben dass diese Küchenmaschinen eigentlich eine tolle sache sind, die nach auswahl eines gerichts, einen anleiten, stück für die zutaten beizugeben und das gericht dann zubereiten. Ich habe noch nie eins getestet, schreib doch mal was drüber wenn du damit Erfahrung gesammelt hast.

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    1. Ich finde die Technologie toll nur essen tu ich sowas gar nicht.

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  7. Geil, werde Schmalzfleisch mal ausprobieren.
    Hab' seit Jahren immer kiloweise Vorrat an Griebenschmalz, da nahrhaft und lange haltbar und das sieht nach ner guten Ergänzung aus. Vielleicht auch kosteneffizienter.

    Wobei macht man den höheren Preis pro 100g bei Griebenschmalz durch den höheren Energiegehalt nicht wieder wett?

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    1. Kannst ja beides kaufen.
      https://de.m.wikipedia.org/wiki/Pemmikan

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    2. Schmalz und Fette halten sehr lange wenn man das Wasser richtig rauskocht. Wenn ich Griebe mache dann nehme ich dafür fettes Bauchfleisch vom Schwein, schneide es in Würfel und lasse dass Fett ablaufen für den Vorrat, die Grieben esse ich gleich weil sie am besten frittiert knusprig sind. Verwandtschaft hat mir mal Gänsefett gegeben wo das Wasser nicht rausgekocht war und das heißt es spritzt beim braten und wird schnell faulig. Ich hab das Zeug dann erhitzt und 1/3 davon war nur Wasser, Der Rest taugt noch zum Stiefel putzen.

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  8. Was auch bezüglich tierische Fette interessant ist, sind Seifen. Seifen welche mit Rindertalg hergestellt werden (auf der Verpackung steht dann Sodium Tallowate) reinigen schlicht besser und trocknen die Haut auch nicht mehr aus als Seifen die auf Pflanzenöl oder synthetischen Inhalten (sogenannte seifenfreie Waschstücke) basieren. Und billiger sind sie auch noch.

    https://www.seife.info/sodium-tallowate/

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  9. >Standing ovations for Yaroslav Hunka
    Wtf I love Trudeau now.

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