Montag, 16. Juni 2025

Far Cry 2


Dear Jackal

Die heutigen Far Cry Titel haben ihren eigentlichen Ursprung im 2008 erschienenen Ubisoft Titel Far Cry 2, welcher die grundlegenden Spielmechaniken etabliert hat auf denen neuere Produkte dieser IP basieren. Doch das ist nicht der Grund wieso, nach 17 Jahren, Far Cry 2 immer noch ein Echo nicht nur in dem Bereich der Videospiele hat.


Das Setting

Das Spiel findet in einem fiktiven Afrika statt in welchem Bürgerkrieg herrscht und der Spieler den Auftrag erhält einen Waffenhändler mit dem Alias der Jackal zu finden und zu töten. Und von dieser reduzierten Beschreibung kann das Spiel bereits aus existieren. Ich habe erst viele Jahre später überhaupt erfahren, dass es eine Hintergrundgeschichte zu diesem Setting gibt, die ich bereits hätte lernen können, hätte ich die in-game Briefing Files gelesen.
Die beiden Fraktionen der U.F.L.L., United Front for Liberation and Labour, und der A.P.R., Alliance for Popular Resistance, sind reduzierbar auf generische, selbstinteressierte Bösewichte, die im Verlauf des Spiels sowieso darauf reduziert werden, und eine komplexe Lore dadurch für bedeutungslos erklärt wird. Die UFLL war die ursprüngliche Guerillabewegung welche sich aus Arbeiterführern und Intellektuellen formiert hat. Der Bürgerkrieg resultierte im Zusammenbruch der Regierung und des gesamten Staates. Die APR formierte sich aus den Resten der Regierungsarmee und kriminellen Banden, ein typisches Template für eine reaktionäre Bewegung. Die Bleichgesichter die überall rumlaufen und als Militärberater für diese beiden Fraktionen fungieren sind ehemalige Angehörige der privaten Militärfirma Bastion UK, welche von der kollabierten Regierung beauftragt wurde ihre Armee auszubilden, und deren Leute im Land verblieben sind in dem Diamanten die einzige Währung sind.

Der Protagonist kann aus einem von verschiedenen Charakteren gewählt werden, doch keiner davon ist der namenlos bleibende Söldner von den Ubisoft Artworks die das Spiel angekündigt haben.


Stattdessen kann man seinen Charakter aus einem Pool bestehender Templates auswählen die tatsächlich nur zwei Zecke erfüllen. Der Erste ist es dem Spieler durch Karrieren wie UCK, IRA und IDF daran zu erinnern, dass es im Jahr 2008 noch nicht so lange her ist, dass europäische Straßen zu Schlachtfeldern wurden. Zweitens unterstreichen diese Gesichter den Impact der Spielmechanik, wenn man animiert den Splitter und die Kugel aus dem Fleisch eines Jemanden ziehen muss.


Egal wen man auswählt bringt einem das Spiel sofort nahe, dass man absolut verwundbar ist. Der Spielercharakter ist infiziert mit Malaria und sie bleibt ein dauerhafter Bestandteil der Spielmechanik. Es ist Mensch gegen Natur und auch wenn man zweibeinige Gegner zu Hauf tötet ist der Tod selbst jenseits der eigenen Kontrolle. Dieses Spiel reduziert den Spieler.


Gameplay

Far Cry 2 ist nicht einfach ein generischer Shooter sondern so ziemlich das Gegenteil. Es gibt hier keinen Pathos wie in Medal of Honor oder Call of Duty. Es gibt Core Mechaniken die so primal wie brutal sind. Waffen haben Ladehemmungen, Malariaanfälle treten in der Mitte eines Feuergefechtes auf, und Feuer ist die Dritte Partei in jeder Konfrontation welche allen Anderen gegenüber gleichsam feindselig ist. Die Story selbst ist minimalistisch und was die Spielerfahrung jedes einzelnen Spielers prägt sind die Erfahrungen die aus diesen Zutaten entstehen.

Ubisoft hat über ein Jahr nur damit verbracht die Mechanik von Feuer auszuarbeiten. Bäume brennen realistisch ab, genau so wie ihr Laubwerk von der Druckwelle explodierender Granaten zerrissen und ihre Äste von Maschinengewehrsalven abgesägt werden.

Es gibt keine Minimap und somit ist der Spieler darauf angewiesen entweder permanent auf die Karte zu schauen, oder sich auf seine eigene Orientierung zu verlassen.

Schusswaffen verrotten dem Spieler in der Hand weg weil sie genau so fremd sind in den Grasländern und Dschungeln Afrikas wie man selbst. Selbst die goldene AK explodiert einem irgendwann in der Hand. Alle diese Waffen sind gebraucht und zirkulieren wie der Jackal es in einem seiner Interviews beschreibt. Verkauft und wiederverkauft. Alte Kolonialbestände aus G3, AK-47, FN FAL und keine Special Forces M4 Karabiner mit moderner Reddot Optic und Heartbeat Sensor an der Seite. Waffen von Gegnern aufsammeln ist eine Notlösung, da diese in einem bereits schlechtem Zustand sind, auch wenn diese Gegner nie selbst Ladehemmungen erfahren.


Wird man dann von einem dieser Gegner angeschossen kann man das tun, was in alle nachfolgenden Far Cry Titel übernommen wurde, und bizarrerweise "Healing Animation" genannt wird, als hätte es viel mit Heilung zu tun eine Kugel mit einer Multitool Zange zu entfernen.


Die Spielwelt - Afrika

Da die Story und Dialoge minimalistisch sind erzählt das Spiel sich durch seine Umwelt. Dieses Afrika ist eine Post Collapse Erfahrung selbst wenn die Regierung nicht zusammengebrochen wäre. Die Spuren menschlicher Zivilisation sind ausgebrannte Autos, Shanty Towns, die aufgegebenen Festungen abgezogener Kolonialmächte. Jedes Stück Zement ist ein Tropfen auf den Hintergrund von Savanne und Dschungel von denen es bald wieder verschlungen wird. Tiere sieht man öfter tot als lebendig.
Indoor Locations sind in der Regel schlecht beleuchtet und auch wenn mich das gerade in der Waffenkammer sehr gestört hat, so gehört es doch zu der Geschichte die das Spiel erzählen will. Gesichter sind im Schatten und halb verborgen wie die Motivationen deren die sie tragen. Die einzigen Wanddekorationen sind Häute, Knochen und Waffen.

Die wechselnde afrikanische Umwelt ist selbst weder Freund noch Feind und verzichtet auf die aggressive Fauna welche spätere Titel einbringen. Der Spieler kann durch jeden Quadratmeter Dschungel der Karte laufen ohne auch nur ein einziges Mal von einer Schlange gebissen zu werden. Es braucht keine Krokodile wenn eine winzige Kreatur wie der Moskito ausgereicht hat. Hohe Gräser und dichtes Unterholz ist lediglich der Hintergrund vor welchem der Kampf von Man versus Man stattfindet, und in welchen der getötete Gegner verschwindet. Krieg im Herz der Natur ist ein Theme wie es auch Thin Red Line verarbeitet. Kaukasoide Empfindsamkeiten sind nicht bestimmt für die dichte Vegetation der Südhalbkugel.


Die KI

Die gegnerische KI war zur damaligen Zeit etwas sehr fortgeschrittenes und ich habe in den beiden späteren Far Cry Titeln, länger habe ich die Reihe nicht mehr verfolgt, nichts gleichbareres erlebt. Die Gegner sind smart, flankieren einen, kooperieren und bergen ihre Verwundeten. Bei Gelegenheit versuchen sie den Spieler auch einfach zu überfahren. Tritt ein Feuer auf versuchen sie den betroffenen Bereich zu räumen, nur um den Gegner dann in einem weiten Bogen zu umgehen und von hinten anzugreifen.

Darüber hinaus machen die Gegner auch nicht viel mehr. Es gibt keinen wirklich ausgearbeiteten Tagesablauf und nur Gelegentlich verwickeln sich die Besatzungen von Checkpoints gegenseitig in Konversation. Ihre Modelle sind zufallsgeneriert und kann einen Typen in einem Trainingsanzug genau so erzeugen wie einen Söldner in Bodyarmor und mit südafrikanischem SAP Tarnanzug. Sie sind nur Hindernisse welche der Spieler überwinden muss um den nächsten Roadblock zu passieren oder auszuplündern.


Der Jackal

Einer der besten Antagonisten in einem Videospiel eben weil er so minimal ist. Der Spieler hat den Auftrag den Jackal zu finden und zu terminieren, doch er findet einen vorher. Er findet einen immer vorher. Seine Begegnungen finden indoor statt bei schlechter Beleuchtung, bis er letztendlich ins Tageslicht tritt. Will man mehr über ihn erfahren muss man die Interview Tapes finden. Ich habe Nietzsche nicht gelesen, doch der Jackal hat Nietzsche gelesen und zitiert bei der ersten Begegnung aus Jenseits von Gut und Böse.


Er ist zudem der Einzige in diesem Afrika Setting der afrikanische Kleidung trägt, wie Dennis Hopper ein Hmong Hemd trägt in Apokalypse Now.

Was man über die Tonbänder über ihn erfährt ist, dass er beginnt als Nihilist, dann zu moralischem Relativismus übergeht und die Heuchelei des Westens kritisiert, und dann versucht den Konflikt zu beenden indem er beide Seiten so hochrüstet dass diese sich gegenseitig zerstören. Ein Character Arch der mit seiner angedeuteten Krebserkrankung zu tun haben könnte. Genau wie Colonel Kurtz existiert in Memos und Tonbandaufnahmen existiert der Jackal als Mythos.

Es ist eine der vielen Ironien der Geschichte, dass sich eine seiner Aussagen heute in das Gegenteil verkehrt hat. Die Drohne ist der Unterdrücker, die AK-47 ist der große Gleichmacher: ich gebe den Leuten ne Chance. Heute ist es die Drohne die diese Chance gibt.


Chancen auf ein Remake

Selbst nach 17 Jahren schreiben Leute noch immer ganze Essays über Far Cry 2 obwohl dessen Nachfolger aus Sicht der Entwickler das philosophische Werk der Generation Y hätte werden soll. Ich weiß überhaupt nicht wie viele Titel das Far Cry Franchise mittlerweile zählt, doch die meisten davon scheinen vergesslicher Schrott zu sein. Die Faggots von Ubisoft verstehen nicht was tatsächliche Inhalte sind und tragen ihre eigene Oberflächlichkeit viel zu dick auf ihrem Produkt auf. Sie rekrutieren Schauspieler weil sie vor Jahren mal Breaking Bad gesehen haben. Ein endloser Zirkel an Wiederholung und Referenz und ich sehe das meine Kritik hier absurd anmutet, wenn ich über einen Videospielcharakter schreibe der Nietzsche zitiert und dabei die Redewendung des endlosen Zirkels verwende. Es macht in der menschlichen Verfassung dabei einen im wahrsten Sinne gewaltigen Unterschied ob man aufbaut auf den Werken die das 20ste Jahrhunderts eingeläutet haben wie Herz der Finsternis, oder ob man durch Reizüberflutung und Quick-Time-Events den Leuten erzählen will man macht in der Karibik eine Revolution für Trannies und andere Comic Relief Konzepte von dem was Persönlichkeit sein soll. Und das obwohl Far Cry 2 eigentlich nur ~17 Stunden bedeutungslose Fetch- und Killquests ist das ohne Heart of Darkness bestenfalls eine Demo für Feuermechanik wäre.

Nur da wir eben in einer Zeit von Remake und Remastered und Definitive Editions leben könnte man Far Cry 2 als den Gründervater der Reihe ein Makeover verpassen. Bessere Grafik, Physics und KI. Detailliertere Spielwelt. Mehr Waffen, die sowieso Verbrauchsgegenstand sind, mit besserem Sound. World at War Style Gore. Mehr Voicelines für taktische Koordination der Gegner. Companion Mechanik. Irgendwelche anderen Luftschlösser für eine IP, die demnächst damit enden könnte, dass Ubisoft durch seine eigene Inkompetenz pleite geht, oder an die Chicoms verkauft wird, die alles mit Microtransactions verseuchen, so wie sie die Welt mit Covid verseucht haben und dabei nicht mal genug Leute draufgegangen sind um den Stau auf der Autobahn zu reduzieren. What would it matter if we butchered the lot of them? Would it change anything?




9 Kommentare:

  1. An alle die wieder ein spiel von früher auflegen wollen: Tut es nicht ! Spiele altern sehr schlecht, ihr werdet enttäuscht sein und fragen wie ihr das damals gut fandet. Soldier of fortune, shellshock nam67, Bulletstorm, space marine 1, painkiller, half life, MGS1,. ... kann man heutzutag nicht mehr spielen, is nur noch häßlich und gräßlich. Wer hat des neue broken arrow gespielt und kann was sagen? Endlich mal modernes szenario wargame

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    1. Arma Reforger ist auch nur Operation Flashpoint in modern und das geht hart.

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    2. Painkiller bekommt einen Remake, falls es jemanden interessiert. Trailer sieht auch ganz ok aus.

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    3. Geht... gibt schon ein paar alte Schinken, die ich noch heute spiele.
      Finde die Remakes meistens schlechter als das Original. Half Life kann man mMn auch noch heute gut spielen.

      Das schlimmste sind Remakes von PC-Spielen, die dann auch für Konsole rauskommen, da ist dann alles auf Konsole runtergdumbed.

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  2. Far Cry 1 gehört eigentlich nicht wirklich zur Reihe, weil es von Crytek für EA entwickelt wurde und 2 und Nachfolger dann von Ubisoft.

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  3. Johan Drakensson17. Juni 2025 um 00:20

    Die beschissene Gegner - KI war für mich auch der Hauptaspekt, der Far Cry 5 endgültig gekillt hat für mich.

    Was ist es mit diesen modernen Soy - Entwicklern und ihrer Überzeugung, man müsse immer eine Power - Fantasy künstlich erzeugen indem man einen besonders dämlichen Gegner schafft.

    Denn das müssen bewusste Entscheidungen bzw. Vorgaben während der Entwicklung sein, da die nötige Code - Base ja längst vorhanden ist.

    Beispielsweise ist die Far Cry 4 KI ziemlich gut, Gegner flankieren, weichen aus, nutzen Deckung so das das Spiel auf hohem Schwierigkeitsgrad wirklich Spaß macht.
    Vergleicht das mal mit der Ragdoll - Scheiße in den späteren Teilen.

    Von Total War ist bekannt, dass es intern strikte Vorgaben gab, die KI nicht zu verbessern, bei Far Cry muss etwas ähnliches passiert sein.

    Liegt das daran, dass Game - Journos chronisch inkompetente Spieler sind und die Publisher immer noch auf deren Meinung zählen?

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    1. Ab Far Cry 3 wurde wirklich runtergedummt. Feinde durch Wände tracken, Takedowns, Stealthanzeige. Alles Stützräder für Massenkonsum.

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  4. Longdick Johnson18. Juni 2025 um 00:57

    Teil 2 war eins der Spiele die ich aus langeweile vorzeitig beendet habe. Hab noch in den 2. Akt reingespielt nach der Flussfahrt aber irgendwann die Feststellung gehabt: "Nimm Quest an. Gehe zu Ort A und kill alle Skinnies. Hol Belohnung." -> Nimm nächsten Quest an, gehe zu Ort A und kill alle Skinnies again!" Und selbst wenn man den Ort gesäubert hat und nur 10 Meter weit rausging, wurden alle wieder ge-respawnt. Die KI und das Gameplay mag zwar gut gewesen sein, aber es hinterließ keinen bleibenden Eindruck wenn die Handlung des Spielers nicht berücksichtigt werden. Jetzt kommt sicher was mit "aber das ist die Philosophie von Warzone Afrika das nothing ever changes, MAAAN! Und alles nur ein Tropfen auf dem heißen Stein ist, Junge!" Der 3. Teil startete ja mit der Rede von dem Wetbag das Wahnsinn nur das wiederholen von den gleichen Handlungen ist die nichts ändern. Eine Anspielung auf FC2's Gameplay der aber von den ganzen Edgy Kids die das in ihrem Social Media gepostet haben nicht gecheckt wurde weil nicht wirklich viele Leute Far Cry 2 spielten.

    Ich mochte Blood Dragon. Der einzige echte Nachfolger von Far Cry 1. War auch das einzige Far Cry das ich nach Teil 2 gespielt habe. FarCry selber als Franchise bekam die Ubisoft Cashcow Behandlung und musste einen belanglosen Teil nach dem nächsten rausbringen wie Madden, Assasins Creed und Fifa. Niemand kehrt.

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  5. Offenbacher Anon18. Juni 2025 um 02:09

    Als Zoomer verweigere ich Games der Millenials. Etzala Fordbluenight ferdich runnergelade

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