Montag, 31. Oktober 2022

Le War bad, mkay



Für Netflix ist erneut Erich Maria Remarques Roman "Im Westen nichts Neues" verfilmt worden und trotz versuchtem Effektgewitters ist es die schlechteste bisherige Verfilmung. Es ist einfach kein guter Film. Die Verfilmung von 1930 ist allein schon Filmtechnisch ein solides Werk. Auch die Fernsehverfilmung von 1979 mit Ernest Borgnine und Ian Holm überzeugt. Die Netflixversion dagegen ist nicht mal ein richtiger FIlm.

Der Film startet, nach ein paar Naturbildern bei denen die Macher sich wohl klar von Terrence Malick's Thin Red Line inspirieren haben lassen, erst mal viel zu gorig mit Schlachtszenen und dem anschließendem Weg einer recycelten Uniform, die der Leiche ausgezogen, gewaschen und geflickt wird, was mich schon mal komplett aus dem Film herausgenommen hat. Sowas ist nicht gemacht worden den Leichen die Uniformen auszuziehen um sie wieder zu verwenden, denn diese Uniformen sind nicht nur verdreckt, sondern im Verlauf des Krieges auch mit chemischen Kampfstoffen kontaminiert worden. Zudem kommt hinzu, dass in der preußischen Armee eine Uniform fünf Verwendungsstufen durchlaufen hat, für jeden Abschnitt je nach fünf Jahren gestempelt wurde, und nur die fünf mal gestempelten, die also schon eine Lebenszeit von über zwanzig Jahren hatten, für den Felddienst herausgegeben wurden.
Diese Szenen sollen dabei wohl veranschaulichen wie der Industrielle Krieg die Männer durchkaut und ausspuckt und sowas, dabei kommt es nur mit einem Voyeurismus rüber dem man immer in pazifistischen Werken begegnet alles zu übertreiben und besonders abstoßend darzustellen aus Gründen dies geschehen zur Abschreckung zu einem guten Zweck. Nuklearer Winter und sowas.

Dabei ist das alles Zeit die genutzt werden hätte können um Charaktere vorzustellen und auszubauen. Das passiert nämlich viel zu hektisch und die Szene im Klassenzimmer muss im Treppenhaus platz finden. Das Kapitel in der Grundausbildung fällt komplett weg. Ich interessiere mich für keinen dieser Charaktere.

Und ich krieg mehr Charaktere serviert in Form von Daniel Brühl, weil kein scheiss deutscher Film kann auskommen ohne die immer selben Gesichter, der den Reichstagsabgeordneten Matthias Erzberger spielt und Friedensverhandlungen aufnimmt. Schon witzig dass es diese linksliberalen Pazifisten sind, die immer kosmopolitische Winkel und das große Ganze finden müssen in diesen Werken, deren Rahmen es ja gerade ist dass solche Dinge für das Frontschwein im Graben bedeutungslos sind, dass er nicht mal weiß welcher Tag es ist und dass die Tragik des Buches es ja gerade ist dass der Protagonist stirbt als der Ausgang längst besiegelte Sache ist.

Und apropos Graben. Zu der Zeit als der Film spielt, 1917, gibt es keinen Grabenkrieg mehr, weil der General Friedrich Karl von Loßberg mit seinem Konzept der elastischen Verteidigung in der Tiefe richtig erkannt hat, dass wenn anstatt Gräben anzulegen der Reserveraum von bisher zwei Kilometer auf vier und mehr erweitert wird, sich die Verluste durch Artilleriebeschuss mehr als halbieren.
Im Film dagegen gibt es dann Gräben und einen Panzerangriff als ob dieser der erste des Krieges wäre, sowie französische Flammenwerfer die alle eine kümmerliche Gasflamme zeigen und dadurch nicht besser wird, dass sie anstatt einen guten Flammenwerfereffekt ein halbes Dutzend Schlechte zeigen.

Die Todesszene von "Kat" ist auch ein dummer Griff daneben, denn der wird hier von einem französischen Jungen mit der Flinte angeschossen. Die vorausgehende Szene in welcher sie beim Diebstahl von einem französischen Bauern mit der Schrotflinte beschossen werden ist schon dämlich, weil der sich hüten wird mit seiner Knifte auf deutsche Soldaten zu schießen mit ihren belgischen Babybajonetten und so, und dann doubeln die down mit so einem schlechten Plot Element.

Anyway, der Film ist schlecht. Ein paar Gesangszenen ersetzen keine Charakterentwicklung auf Handlungsebene. Was für eine Verschwendung.



Und dann die eigentliche Message von wegen "war is bad". Das Grundlegende Problem was viele Antikriegsfilme haben ist, dass es keinen Antikriegsfilm gibt. Krieg ist halt Krieg und die schlechten Seiten gehören genau so dazu wie die Action. 


Ich denke dass Remarque mit dem Mädchennamen in dem Buch "Im Westen nichts neues" ein Kriegstrauma verarbeitet hat welches noch am ehesten mit dem Film "Jarhead" vergleichbar ist. Also er war für den Krieg bestimmt, hängt dann allerdings in der Etappe rum wo er nicht viel mitkriegt, pun intended, außer sporadischen Beschuss und Verwundeten- und Leichentransporte. Also reimt er sich den Rest eben zusammen.

Tatsache ist allerdings auch dass der Krieg nicht immer ständig die Hölle auf Erden ist und Ernst Jünger in seinem Buch "Im Stahlgewitter" den Krieg als eine positive Erfahrung wahrgenommen hat, auch wenn Jünger aller Wahrscheinlichkeit nach ein Soziopath war. Jünger ist allerdings auch nicht der Einzige, denn gerade in der Zeit als General Loßberg aktiv wird geht aus den Feldpostbriefen auch hervor, dass die melancholische Stimmung des Frontsoldaten im Graben auf den Artillerietreffer zu warten dem energetischen Drang auf Angriff und Bewegung weicht.

Es gibt Männer die sind eben so drauf und ihre Existenz verursacht viel Missgunst und Neid unter jenen die eben nicht den Mut dazu haben aus dieser Situation über die sie sowieso keine Kontrolle haben das beste zu machen, nämlich Mut zu beweisen.


Das feudalistische System hat sich nicht dadurch verbreitet dass der kämpfende Adel alle anderen unterdrückt hat, sondern dass einfache Leute bereitwillig ihre Privilegien aufgegeben haben an den Adel um im Gegenzug nicht mehr zum Militärdienst gemustert zu werden. Diese Dynamik existiert heute auch noch nur mit dem Unterschied, dass diese Leute die den Kriegsdienst verweigern sich einbilden sie hätten sowas wie "Rechte".

Es ist wirklich ein schlechter Film der auch zur falschen Zeit kommt, denn man sieht gerade dass Krieg nicht einfach "sinnlos" ist sondern die letzte Konsequenz in welcher die Willenskraft zweier Kontrahenten gemessen wird.


Der Krieg ist nicht die Alternative zur Diplomatie, das Verhandeln ist die Alternative zur Gewalt. So tragisch wie es für viele Beteiligten enden wird, es endet für diese damit es für den Rest nicht endet. Ein guter Krieg kann alles rechtfertigen und so wird es Kriege geben dafür nicht um eine Erbfolge zu klären, oder das Lumpenproletariat möglichst profitabel zu entsorgen, sondern dafür eine Situation zu forcieren in der es großes Elend gibt um dagegen große Tapferkeit zu ermöglichen. Tolkien hat trotz seiner Erfahrungen im Ersten Weltkrieg eben genau so ein Werk geschrieben.


Was ist also die Message von "Im Westen nichts Neues" im Jahr 2022? Das Krieg schlecht ist? Krieg ist eine alte Geschichte und er wird bestehen auch wenn Achilles nie einer Kanonenkugel entgegentreten musste. Die tatsächliche Tragik des Ersten Weltkriegs ist nicht so sehr ein fiktiver Roman, sondern eher dass im Falle eines Sieges Deutschlands Europa nicht groß anders und auch nicht schlechter aussehen würde als jetzt. Die Europäische Union wird ökonomisch von der Bundesrepublik dominiert, Großbritannien ist politisch isoliert und die Russische Föderation hinter die Grenzen des Vertrages von Brest Litowsk zurück gedrängt worden, während Frankreich sich in Koloniale Abenteuer stürzt auf der Suche in den Wüsten Afrikas noch irgendwo einen Nog zu finden den sie noch nicht gefickt haben. Vielleicht hätte die Entente also einfach aufgeben sollen um so mehr Leid und Elend zu ersparen. Die Entente ist schuld dass es so weit gekommen ist.



10 Kommentare:

  1. Ziemlich beschissenes timing wenn im Osten Krieg herrscht und man die ukrainische Kriegsmaschine antreiben muss um unsere Demokratie zu schützen.
    Ein schäbiger Lump wer in dieser Zeit der größten Not unseres Volkes so einen wehrkraftzersetzenden Schund veröffentlicht!

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    1. War halt schon abgedreht und musste jetzt halt veröffentlicht werden, um nicht auf den Kosten sitzenzubleiben. Dumm gelaufen.

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    2. Nur Psychopathen und Idioten kämpfen für die Ukraine: https://www.spiegel.de/politik/deutschland/bundeswehr-immer-mehr-soldaten-verweigern-den-dienst-a-38a5e165-a2ec-4a34-8bce-01f73ca557b4

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    3. Und für so ein Argument bringt man dann eine Story von der ... Bundeswehr. Die ukrainische Armee ist halt nicht die Bundeswehr. Cope halt.

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  2. Der Tank- und Flammenwerferangriff ist wohl die Rache für den deutschen Angriff aus "Die Abenteuer des jungen Indiana Jones"

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  3. War good mkay. Aha.

    Wenn man nicht nur "In Stahlgewittern" gelesen hat, weiß man, dass
    Jünger's Kriegserlebnisse an Emotionen und Traumata mit den Jahren zunehmen.

    "Wer darf vom Kriege reden, der nicht in unserm
    Ringe stand?"

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    1. Jünger hat seine Story immer dem politischen Klima angepasst.

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    2. Jüngers Story ist ab den Weltkriegserlebnissen nur noch gegen das politische Klima.
      Typischer Contrarian.

      "Der Waldgang" könnte auf unter 10 Seiten abgehandelt werden, der Rest ist Geschwafel und esoterische Abhandlung.

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  4. Sebastiano Reinoldo7. November 2022 um 05:05

    Als deutsche Produktion die garantiert irgendwo staatliche Kohle erhält ist das ganze natürlich ultra-weichgespült.
    Das Modell von "Oberschicht" die von ihrem Briefträger rumkomandiert werden und der kriegsgeile Gymnasiumlehrer der selbst eingezogen und von seinen Schülern geschliffen wird dürfen natürlich nicht vorkommen. Bloß nicht Autoritäten in Frage stellen, besonders keine Sozialdemokraten.

    Das I-Tüpfelchen wäre noch die Produktion durch Bernd Eichinger und ne entsprechend seichte Lovestory gewesen. Aber ein Dreyfuß und ein Malte sind ja auch nicht schlecht.

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