Panzerbauen

Wie realistisch ist eine Panzerwaffe heute überhaupt noch

The Marines want to get rid of their tanks. Here’s why.

“We have sufficient evidence to conclude that this capability [tanks], despite its long and honorable history in the wars of the past, is operationally unsuitable for our highest-priority challenges in the future,” the report said about the divestment of Marine tanks.

- Marine Corps Times, 26. März 2020

Banana Wars Episode III

Das USMC löst seine Panzerwaffe auf, denn es hält sie nicht länger für missionstauglich. Ich lese das so, dass das USMC sich in den nächsten Jahren seinem eigentlichen Missionsziel wieder verstärkt zuwenden wird, nämlich als Expeditionskorps der USA zu fungieren um Überseeinteressen durchzusetzen, bzw. in Lateinamerika Einsätze durchzuführen. Lateinamerika wird mit dem zurückfahren dessen was man Globalisierung nennt verstärkt wirtschaftliche Relevanz für die USA haben, sowohl von seinen Ressourcen, seinem Arbeitspool und von seinem Binnenmarkt her, gerade wenn der Produktionssektor in Mexiko weiter einen Gehaltsanstieg erfährt, somit selbst einen Billiglohnsektor benötigt und dafür weiter in Richtung Süden suchen wird. 

Und es gibt in Südamerika nicht wirklich ein Einsatzgebiet für Kampfpanzer, weswegen die allermeisten Nationen dort nicht über Kampfpanzer verfügen. Die Auftragslage des USMC lässt sich also vergleichen mit einer Szene aus Heinlein's Starship Troopers, in welcher das Thema behandelt wird, wieso es überhaupt noch Infanterie bräuchte im Zeitalter von Superwaffen.

If you wanted to teach a baby a lesson, would you cut its head off?

Of course not. You'd paddle it. There can be circumstances when it's just as foolish to hit an enemy city with an H-bomb as it would be to spank a baby with an ax.

Paddel und Axt

Rheinmetall plant mit Auftrag für Panzerwerk

Rheinmetall plant für rund 200 Millionen Euro ein Panzerwerk in der Ukraine. Jährlich könnten dort bis zu 400 Kampfpanzer produziert werden, so der Chef des Rüstungskonzerns.

Ich halte diese Ankündigung für aus dem Kontext genommen, denn ich bezweifele dass es hier wirklich um 400 neue Kampfpanzer pro Jahr geht. Das ist eine überzogene Zahl, denn auch die Lima Army Tank Plant konnte bis 2018 "nur" elf (11) Abrams Kampfpanzer pro Monat, also 132 pro Jahr, produzieren. 

Die Industrie in der BRD könnte nach anlaufen gerade mal drei (3) Leopard 2 Panzer pro Monat fertigen.

Sollten weitere "Leopard"-Panzer bestellt werden, wird die aktuelle Kapazität der Hersteller grob auf möglicherweise drei Panzer pro Monat geschätzt - beginnend mit dem kommenden Jahr 2024. Unter Verweis auf "viele Stellschrauben" wie etwa die noch unklare Auftragslage sowie sicherheitspolitische Fragen ist die Branche mit eigenen Prognosen aber zurückhaltend.

- Tagesschau, 25.01.2023

Ich glaube daher dieses Werk ist als Retrofitting Werk gedacht in dem ältere Panzerfahrzeuge aufgewertet werden sollen, sowie "primitivere" Versionen gefertigt werden, die nach dem aktuellen Ukrainekonflikt auch für den Exportmarkt bestimmt sind und von Staaten bezahlbar bleiben sollen, die sich eben in einer Welt nach der Globalisierung zurechtfinden müssen und da hochkomplexe Geräte mit langen Lieferzeiten keine Option sind.

Monkey Models

Es gibt immer Unterschiede zwischen dem Exportmodell und dem was gerade die eigenen Streitkräfte haben, doch dabei handelt es sich nicht um "Monkey Models" in dem Sinne diese wären absichtlich schlechter konstruiert worden, sondern dass es sich dabei lediglich um frühere Versionen dieses Modells handelt. Ich denke allerdings auch, dass in Zukunft primitivere verstärkt Technik zum Vorteil einer kriegsführenden Partei wird.

Hier die öffentliche Sektion eines T-90M durch die Ukrainische Armee.

T-90M - "Breakdown" Übersetzung auf /k/

We know for sure, that they’ve produced at least 10 tanks since Feb 2022. They try their best to avoid sanctions to procure new commercial-grade chips to use in production on the vehicles. There is clear distinction in quality between the old + commercial chips and the ones they make themselves. Complete cessation of production hinges largely on how well the sanction “holes” on electronics can be plugged.

......

The realities of war show that they can’t even produce the T-90M or any other “high-tech” modification of the soviet designs at scale, including the aforementioned Armata. The only differences between T-90M and T-72B is newer electronics and addon armor. Without electronics, it’s the same soviet tank. They can’t produce their own electronics themselves; they get minimal quantities of smuggled electronics. They can’t scale beyond artisanal quantities. Furthermore, battlefield use of these tanks largely disproved their stated effectiveness, likely contributing to their withdrawal from frontline service and absence of Armata. Hope we get our hands on one regardless.

Man sucht immer nach Möglichkeiten Sanktionen gegen die Russische Föderation durchzusetzen, doch der Punkt an dieser primitiven Technik ist es eben, dass man sie auf Alibaba einkaufen kann. Damit kann ein Shithole wie Russland, dass nicht mal Kugellager herstellen kann, weiterhin einen Rüstungssektor unterhalten, und ist eventuell sogar besser damit aufgestellt, wenn es die Kostenfaktoren seiner Panzer mehr und mehr zurückschrauben kann, auch bei geringerer Leistung, wenn der Feind One-Shot-one-Kill Raketen darauf verschießen kann, deren Preisbereich um die 100.000 US Dollar liegt. Beim Stückpreis von um die drei Millionen USD für einen T-90 sind die Kostenverhältnisse immer noch ungünstig für eben diesen.

Retrofit

Wenn die Bilder davon gezeigt werden wie in Russland die T-55 herumgefahren werden, dann wirft das Fragen danach auf, wie viel Panzer Russland überhaupt noch zur Verfügung hat. Das kann sein dass diese T-55 in einem besseren Zustand waren als die nächstbesten anderen Modelle, dass bessere Modelle ganz im Osten der Russischen Föderation stehen an der Grenze zu Kasachstan, dass diese Modelle umgerüstet werden sollen, dass in der Nähe zur Ukraine große Munitionsbestände für die Hauptwaffe zur Verfügung stehen, oder dass diese Modelle von A nach B zu fahren auch Teil eines Täuschungsmanövers ist. Tatsache ist allerdings auch, dass die Ukraine aufgewertete T-55 verwendet, mit dem M-55S, die dabei eben eingesetzt werden als Sniper Artillerie und nicht im Duellkampf. Von der abhängenden Auftragslage ist eine Aufwertung daher immer möglich.

Der Major Beck ist 1942 auch durch Frankreich gezogen und hat aus jeder Scheune, jedem See, jedem Krater die Wracks von französischen Panzern gezogen um auf ihrem Fahrgestell die Panzerjägermodelle vom Typ Marder aufzubauen. Es ist absolut möglich auch den verrosteten Schrott von postsowjetischen Stellplätzen noch zu verwerten.

In der Türkei bietet die Rüstungsfirma Roketsan unter Lizenz gefertigte, mit 105mm Kanonen bewaffnete, Gefechtstürme des südkoreanischen K2 für die alternden Fahrgestelle des M60 und T-72 an, welcher mit 13 Tonnen Gewicht auch 1,5 Tonnen leichter ist als der Gefechtsturm des M60.

Der russische Staatskonzern Omsktransmash hatte in der Vergangenheit an einem modernisierten Gefechtsturm für den T-80U geforscht, doch dieses Design hat im Wettbewerb gegen den T-14 Armata verloren und Omsktransmash ist von Uralvagonzavod, welche den T-14 produzieren, übernommen worden.

Gefechtstürme "Object 640" und "Burlak"

Dieser Panzer wäre als T-95 "Burlak" in Serie gegangen, verbleibt so allerdings nur der Prototyp und "Proof of concept" Projekt.

Ich halte es also durchaus für möglich, dass die Russen versuchen werden neue Gefechtstürme auf ihren alten Schrott zu montieren, wofür man kein Megawerk wie Uralvagonzavod braucht, und die Bevölkerung schon seit Beginn auf so etwas eingestimmt werden soll, wenn das russische Fernsehen Bilder davon zeigt, wie bierbäuchige Wodkaboomer in Flipflops Stahlplatten an die Panzer montieren.

Ich könnte mir vorstellen dass Rheinmetall in der Ukraine sogar billigere Modelle bauen wird wie Drohnenpanzer, seine absurden "Schreitpanzer", eventuell Konzepte wie den Raketenjagdpanzer zurückbringt mit keiner oder reduzierter Besatzung. Je mehr ich über das Thema nachdenke desto absurder wird es, denn Panzer sind ein finanzielles Desaster für ein Gefechtsfeld was reine Verschwen- dung darstellt für ein Gefecht bei dem die Beute in keiner Weise mehr die Kosten aufwiegt. Da ist man dann wieder in einer Situation in welcher die deutschen Panzer immer größer und moderner und schwerer werden, weil die Besatzung knapp wird, und am Ende landet man dann doch beim Panzerjäger 38(t).

Krieg ist halt Verschwendung und deswegen befürworte ich eben Sachen wie Death Squads und derartige Methoden. 

There can be circumstances when it's just as foolish to hit an enemy city with an H-bomb as it would be to spank a baby with an ax.