Freitag, 13. September 2024

Rückbau und Einsturz

Infrastruktur in einer schrumpfenden Gesellschaft


In Dresden bricht die Carolabrücke ein und jetzt will man so tun als könnte man überhaupt noch einen Verantwortlichen finden, dem man seine Unzufriedenheit über die Welt anhängen kann.

Tatsache ist doch eher dass diese Brücke bereits ein zivilisatorischer Rückschritt war verglichen mit der Brücke welche die Nazis 1945 dort noch gesprengt haben. Diese Erste Brücke stammte aus der Gründerzeit, als es in Deutschland einen wirtschaftlichen und mentalen Aufschwung gab, man ist jetzt endlich wieder ein Reich. Ein Bauprojekt für Generationen und eine Zukunft die damals absehbar waren. 
Die DDR hat die Brücke genau in dieser Form eben nicht wieder aufgebaut, genau so wie die DDR in ihrem Gebiet Dinge betrieben hat wie die Entfernung der Gipsfassaden gründerzeitlicher Gebäude als Überwindung jedweder reaktionärer Nostalgien. 
Und was sie stattdessen da hingebaut haben ist halt jetzt eingestürzt.

Who gives a fuck.

Das Bundesland Sachsen, eigentlich der östlichste Rest des Thüringerreichs, verliert seit 1990 konstant Bevölkerung, mit einer kurzen Ausnahme zwischen 2010 und 2015. Wozu soll man für diese immer wenigeren Geld in Infrastruktur investieren, welches man sowieso nicht hat.

Was Sachsen bräuchte sind keine Infrastrukturprojekte, sondern ein organisierter Rückbau, bevor die generelle Inkompetenz der Gesellschaft in der BRD auch noch diesen vermasselt. Wir brachen weniger und bessere Leute und keine auf einen niedrigeren Nenner angepasste allgemeine Teilhabe am Zivilisationsimitat.

Und damit meine ich nicht mehr angeklebte anno 1898 McMansion Gipsfassaden. 


15 Kommentare:

  1. Gründerzeitfassaden sind meistens aus Romanzement und nicht aus Gips aaaaaaaaa
    https://austria-forum.org/af/Wissenssammlungen/Essays/Vermischtes/Das_Zaumzeug_der_Moderne
    Gips wär ja nicht wetterbeständig.
    Metter Wagie over and out

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  2. "Das Bundesland Sachsen, eigentlich der östlichste Rest des Thüringerreichs"

    Daily Reminder, dass Niedersachsen die eigentlichen Sachsen sind.

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  3. Also ich hab noch'n Multimeter von VEB sowieso. Hat alle anderen überlebt, obwohl ständig im Einsatz. Es war halt nicht alles schlecht .....

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    1. Das ist ironischerweise auch das was die DDR letztendlich ruiniert hat, dass das wenige Zeug was sie hatten ewig halten sollte, jeder an seinem Trabant rumschrauben kann, es keinen Konsumzyklus gibt der Kapital einbringt für R&D, maschinelle Upgrades und dann sind die Produkte auch im Außenhandel nicht konkurrenzfähig. Ich habe hier öfter das Beispiel von Ulbricht gebracht der sich als "Kunstschreiner" verstand doch überhaupt kein Verständnis im Sinne von verstehen können dafür hatte wie die Konsumprodukte für DDR "Bürger" so billiger Bretterschrott sein können, auf die man dann sowieso länger warten muss. Ab Honecker war dann sowieso nur noch Ausverkauf für Devisen weil schon sonst gar nichts mehr funktioniert hätte.
      Hauptsache dein scheiss Multimeter macht noch peep peep und so.

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    2. Starke Meinung, nichts (mehr) dahinter. Davon ab das der Laden "drüben" geradezu die Blaupause zu Hayeks "road to serfdom ist" - beim lesen bekommt man den Eindruck Ulbricht, Honecker et al hätten das als Drehbuch genommen - kann man den Realsozialisten ne Menge andichten, aber ganz bestimmt keine Nachhaltigkeit oder gar Qualität. Der Grundfehler ist auch nicht das man "keine Marktpreise ermitteln kann" so sehr und schön dieser Austrian Beamte das auch darstellt sondern das nur noch Parteischranzen was zu sagen haben und Kompetenz Erfahrung Fachwissen etc. in Konkurrenz zu diesen Spacken stehen. Ähnlichkeiten mit der heutigen BRD alles andere als zufällig.

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  4. Naja, im Sozialismus gab es halt nüscht, darum mussten die Zeug herstellen, das ewig hält. Und von den Sachen, die man damals kaufen konnte, war schon einiges recht gut und langlebig und auf jeden Fall reparierbar. Das war nur halt auch selten und teuer und schwer erhältlich.

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    1. Wenn die Produkte der eigenen Industrie ewig halten sabotiert sich diese Industrie damit selbst weil die auf einen Absatzmarkt und dessen Kapitalfluss angewiesen ist um zu verbessern und zu modernisieren. Darum nannte Calkins in seinem Artikel "Advertisement, builder of taste" 1930 die "geplante Obsoleszenz" zuerst auch "Consumer engineering". Es ist sowohl den Konsumenten bearbeiten wie der Konsument die Industrie bearbeitet. Die Alternative ist halt der Trabant welcher nicht konkurrieren kann weil er eine Kopie eines italienischen Autos ist dessen Design schon zehn Jahre aus der Mode war als die Fertigung in der DDR angefangen hat. Und am Ende sind diese VEBs aufgelöst worden weil die Substanz völlig veraltet war und die kaputtgesoffenen Wendeverlierer jammern die 34 Jahre später noch was vor wieso jetzt die AfD gewählt werden muss.

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    2. Schon bitter, dass die Deutschen das nur unter "Kaizen" kennen und jetzt rumjammern, warum uns Japsen was erklären müssen, obwohl es das Grundprinzip des Kapitalismus ist. Auch so ne scheiß Russin hat mal in Videoform rumgenörgelt wieso im Westen alles kaputtgeht außer Acht lassend, dass der ganze spare parts Konsumismus eine enorme Erleichterung von allem ist. Das haben diese Ossilacken aufgegriffen und nerven jetzt jeden mit ihren tollen Ossi-Drehmaschinen, weil Weiler ja absolut keine Spitzenqualität Ende der 80er geliefert hätte.

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    3. Apropos Japan und Ersatzteile.
      Wenn man Scheiss baut der ewig hält tut er das auch nur auf dem Papier und in der Realität fehlen dann Ersatzteile. Das Resultat ist der Diebstahl von Geräten um sie für Ersatzteile auszuschlachten. War in den 90ern in Japan, lost Decade Zeit, ein echtes Problem.
      https://journals.sagepub.com/doi/abs/10.1177/0032258X9606900413

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    4. Stimmt schon, billige Massenproduktion hat ihre Vorteile. Ich hab in den letzten Jahren mindestens den Gegenwert eines Neuwagens gespart, indem ich diverse Messinstrumente und dergleichen einfach in der Billigausführung in China gekauft hab, statt den überteuerten Kram von Rhode&Schwarz, welcher überhaupt nicht profitabel wäre, wenn er nicht subventioniert werden würde. Es ist schwer in Worte zu fassen, wie sehr die Chinesen mit ihrem Billigscheiß die Einstiegshürden in diverse High-Tech und INT-Bereiche (ohne M, weil da reicht ein Buch) in den letzten zehn Jahren gesenkt haben, wenn man sowas abseits großer Organisationen praktizieren will, und ich denke mal, das tun sie deshalb, weil sie sich selbst von dem überteuerten Scheiß aus dem Westen unabhängig machen wollen, und sie auch die Ausbildung verbilligen wollen, indem sie Geräte entwickeln, die für Schüler, Studenten, Bastler, die entstehende Reparier-Industrie in der dritten Welt, und überhaupt 95% der Anwender weltweit gut genug und bezahlbar sind. Und den selben Effekt kann man auch in anderen Bereichen beobachten.

      Also genau das, was Du sagst. Nur sind "wir" in dieser Situation halt die DDR vor dem Kollaps, weils nicht "unsere" Industrie ist, die durch die kurzen Produktzyklen in Trab gehalten wird. Ich hab ja schonmal gesagt, dass ich es lustig fände zu sehen, wie die Chinesen ihre Spielzeugindustrie auf Kriegsproduktion umschalten, und dann hundert FPV-Boden-Boden-Raketen zum Preis einer einzigen Javelin ausspucken. Was definitiv machbar ist. Der Grund, weshalb es keine massenproduzierten FPV-Renn-Raketen, aber massenproduzierte FPV-Renn-Drohnen gibt, hat was mit Gesetzen zu tun, die von Kontrollfreaks verfasst worden sind, und nicht damit, dass die praktische Anwendung von Rocket-Science irgendwie schwer wäre, solange man sich auf Festbrennstoffmotoren beschränkt, und nicht ständig jeder erstmal bürokratische Hürden überwinden muss. Li-Ion Akkus und Faulhaber-Motoren mit Drehzahlregelung sind viel komplizierter als Raketenmotoren. Und aufgrund solcher Hürden sind "wir" näher an der DDR als es den Anschein hat, ob wir nun von Kriegs- oder von ziviler Produktion sprechen.

      Jedenfalls, ungeachtet solcher Politikereien: Fick die Wirtschaft und fick deren Plastikscheiß. Was die produzieren, ist größtenteils Müll für Müllmenschen. Beides gehört auf die Halde. Weniger und besser und so.

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    5. Hier im tiefen Westen zahlen Gestörte teilweise 1000 Euro für ein verrostetes Gestell einer Simson, nur weil man mit dem Ding 60 statt 45 km/h fahren darf.

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    6. @Femboi
      Die Chinesen subventionieren auch ihre Industrie, um diese Marktpenetrationspreise möglich zu machen, soweit ich weiß beim E-Automobilismus. Das größte Problem ist nicht mal so sehr, wer den Schrott produziert, bei sinkender Nachfrage müssen halt die Löhne im Westen sinken und Familien wieder zusammenwachsen (gruselig), sondern die Ressourcenknappheit. Es können nur eine Milliarde nach westlichem Standard leben. Die Leute haben halt nicht nur schwule Scheiße Globohomo zu verdanken, sondern halt auch saubere Wälder und sowas. Das dreht sich jetzt langsam, daher müssen hier mal paar Arterien geöffnet werden.

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    7. @Femboi14. September 2024 um 12:00
      Also R&S mit Chinkprodukten zu vergleichen ist ein wenig sinnlos. Das sind Top League Produkte die nur wenige brauchen (auch die Chinks). Faulhaber dito. Tek, Fluke und Agilent sind die Marken die nur noch Oberklasse verkaufen werden. Thinkpads waren auch mal IBM, die machen jetzt "Konsulting". Wenn ich mir anschaue was ich Online an PCB(A) 3DP CNC etc ordere und mit welchen Durchlaufzeiten, was ich dafür früher bezahlt habe und warten musste wird mir klar wie sehr ich in Old Germany verarscht wurde (Maschinenzeit kostet überall ähnlich). Selbst wenn dann die Chinks ihren Kram mit 100% subventionierenwürden ist das immer noch weniger (50% auf alles) als allein die deutsche Abgabenlast >70% kostet.

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  5. <<Wenn die Produkte der eigenen Industrie ewig halten sabotiert sich diese Industrie damit selbst weil die auf einen Absatzmarkt und dessen Kapitalfluss angewiesen ist um zu verbessern und zu modernisieren. ....

    Das stimmt zwar, aber dann mit dem Argument zu kommen, dass man jetzt dafür neueren billigen Schrott produzieren kann ist alt auch nicht das Gelbe vom Ei. Uncle Ted hatte halt Recht und die ganze Industrie muss weg.

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    1. @anonym 08:54 Auch eine Industrie, die auf "ewig" oder sagen wir mal sehr lang haltende Produkte setzt, kann ihren Absatz aufrecht erhalten. Wie ist es denn bitte schön bei der Autoindustrie? Die Karren halten doch alle 20x mal länger als sie gefahren werden. Und dennoch ersetzt man sie halt schon nach ein paar Jahren, weil man es sich leisten kann und möchte. Das ist ein Kern des konsumorientierten Kapitalismus.
      Außerdem haben ewig haltbare Produkte den Vorteil, das man sie erweitern oder gar upgraden kann. Um mal ein ganz banales Beispiel aus der Zeit der Märchenonkel zu geben: Früher haben sich Familien über mehrere Jahre verteilt ihr Geschirr und Besteck angeschafft (unter anderem weil Familien gewachsen sind). Diese Industrien haben wunderbar überlebt von ihrem Traditionsmodell. Heute bekommt man schon im Winter nicht mehr Zubehör oder Ersatz einer Produktserie, die man sich im Sommer gekauft hat.

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