Ritual

Ein guter Krieg rechtfertigt jeden Gott

Der Mensch braucht Rituale. Wenn er keine hat, dann wird er sich selbst welche schaffen. Ein Kult kann nur bestehen wenn er Rituale zu einem Bestandteil seines Prozedere macht denen Leute folgen egal ob sie die Abstraktionen des Kultes begreifen oder sich dafür interessieren.

Weihnachten ist ein solches Ritual welches mittlerweile durch viele Hände gegangen ist. Heidentum, Christentum, Coca Cola. Und Leute stellen sich weiterhin Weihnachtsbäume in die Wohnung der alle diese Kulte überdauert. Es war nicht die angebliche Geburt von Jesus dem Nazarener welcher diesem Ritual Bedeutung verliehen hat, es war Immergrün im tristen Winter welcher dem Kult des Zimmermanns eine Substanz gab. Exoterische Ästhetik wird immer esoterische Eierkopfinterpretationen über Geheimtreffen im Baumhaus überbieten.

In ihrem Ursprung haben die meisten Rituale keine esoterische Bedeutung. In einem heidnischen Pantheon, in welchem Götter die Marotten von Menschen teilen, sollen Rituale vor allem die Aufmerksamkeit einer Gottheit auf sich ziehen. Rituale bieten Schmeichelei und Bestechung und werde möglichst bombastisch übermittelt ähnlich wie ein Paradiesvogel einen Balztanz aufführt um die Aufmerksamkeit einer Henne zu provozieren.

Ob diese rituelle Verbrennung eines Drachenbootes als metal oder als kitschig angesehen wird liegt vielleicht am Betrachter, doch unabhängig davon ist dies ein echtes Ritual was eine echte Bedeutung hat. Dieses Ritual ist unterlegt mit dem Potential von Menschenopfern und in allen fällen authentischer als die millionenfachen Imitationen von "Odin statt Jesus" und Möchtegern Gangster Rap in denen Langhausratten einen auf harter Mann machen wollen.

Auch wenn man darüber spotten kann, dass die Interpretation der überwiegend russischsprachigen Anhänger des Azov Battalion sich als die Nachfahren von Wikingern zu sehen schon sehr großzügig interpretiert ist, so hat es doch Potential einen Kult hervorzubringen wie Mithraismus und Santa Muerte.

Die Moderne selbst ist komplett beraubt irgendeines Anlasses für Ritual und somit wird das Bedürfnis des Menschen gefüllt mit kleinen Ersatzkulten. Damit ist unsere moderne Gesellschaft, oder postmoderne Gesellschaft Bucko, näher an der Antike dran in welcher jeder einen Kult gründen konnte und es oft auch getan hat, weil ein traumatisches Erlebnis, ein Traum, oder ein Gefühl ihm dazu einen Anlass gab. Es ist auch kein Zufall, dass sich in der Zeit von ausgehöhlten Ritualen welche einer Natur entsprangen mit der immer weniger Menschen Kontakt haben, der Covid Kult verbreitet hat, der dem evangelikalen Christentum so ähnlich ist, dass manche seiner Anhänger soweit gingen ihre Haustiere zu taufen, aka. gegen Covid zu impfen.

Ich sehe es als ermutigendes Zeichen für Polarisierung wenn sich das Pantheon der Rituale erweitert und unterschiedliche Menschen wieder zu ihren unterschiedlichen Kulten zurückkehren. Der moderne Mensch ist Therapieversessen ohne jemals darauf antworten zu können was ihm säkulare Therapie eigentlich anbieten kann. Gerade wenn man grenzwertige Sachen im Internet verbreitet begegnen einem von primordiale, neurotische, halbgeformte Menschen die einem empfehlen wollen zur Therapie zu gehen, so weit dass sich dies in der Memetik manifestiert von "guys would rather X than go to therapy". Therapie ist hier nur der Standin für rituelle Routine, für die der zu therapierende Devisen überweist wie sie selten ein Klingelbeutel erlebt, die letzten Endes weder Katharsis noch Erwachsen bietet. Diese Leute beten eine falsche Gottheit an in einem Kult der ihnen nicht gerecht wird. Sie jagen der irrigen Vorstellung nach dass der Kult sie rechtfertigen wird, nicht dass sie dem Kult Gewicht geben. Es ist daher eine positive Entwicklung wenn ein kommunistisches Verhalten zur Religion diese Leute voneinander trennt die nicht kompatibel sind weil es ihre Kulte auch nicht sind, und hoffentlich diese Praxis aus der Politik abwandert wenn diese zunehmend keine Antworten zu abstrakten, weil eingebildeten, spirituellen Problemen liefert, womit ich nicht auf eine eurozentrische "enlightenment" Interpretation von der Trennung von Politik und Religion hinauswill, sondern genau diese zu ihrer logischen Schlussfolgerung bringe, dass Politik das der große Zeitvertreib nichts anzubieten hat.

Mehr in Zukunft.