Sonntag, 29. Dezember 2024

Hezbollah Equipment

Battle Rattle der Partei Gottes


Die israelische Regierung hat vor ein paar Tagen wieder eine große Beutewaffenschau abgehalten und gegenüber der Presse, womöglich auch gegenüber potentiellen Käufern, zu zeigen, was man so der Hezbollah abgenommen hat.


Also machen wir mal ein bisschen Industrielle Anthropologie. 


Die Hezbollah hat quasi offizielle Uniformierung in den frühen 1990er Jahren eingeführt und Uniformierung gehört zum Selbstbild solcher Organisationen um sich als regulierte, und damit legitime Proto-Staaten zu zeige,n und nicht als Rag-Tag Miliz.

Die infanteristische Grundausrüstung war früher noch geschmuggeltes israelisches Zeug, was eben so passiert wenn man eine allgemeine Wehrpflicht von 32 Monaten hat. Doch der 2006 Lebanonkrieg hat gezeigt, dass die Hezbollah auf dem internationalen Markt einkaufen geht.
Dieses Angebot hat sich bis heute nur erweitert und man sieht, bei vielen verschiedenen Gruppen, mittlerweile alles Zeug von Alibaba.



Die Helmbezüge in Woodland und MARPAT, manchmal auch "Digital Woodland", sind nach chinesischem Muster.
Ich nehme an dass die ballistische Schutzausrüstung mittlerweile auch aus China stammt.

Chinesische Kopie der amerikanischen PASGT Splitterschutzweste. Dieses Design gilt eigentlich als veraltet, da es eben nur ballistisches Nylon ist, keine Einschubfächer für Hartballistik bietet, und solche Westen, die nach vorne geöffnet werden wie eine Jacke, diese Stelle sich oft als Schwachstelle erwiesen hat. Die Frage ist also ob die Hezbollah mehr wert auf Splitterschutz legt als auf den vor direktem Kleinwaffenfeuer, oder diese Entscheidung möglicherweise finanziell motiviert war.

Es ist überhaupt auffällig, dass die Hezbollah auf einige amerikanische Designs setzt, wie eben die Helme, die Westen, die Tarnmuster, die ALICE Rucksäcke.


Der Dubon Parka ist ein weiteres israelisches Design, welches u.a. von der syrischen Armee kopiert wurde. Die Argentinier auf den Falklandinseln trugen auch Dubon Parka.

In Israel ist das ein "kult Design" wie im Westen bspw. die M65 Jacke, oder der M51 Fishtail Parka für Hipster, doch hat es sich in Europa nie durchgesetzt.


Die Trageausrüstung ist auch eine Kopie eines israelischen Designs, welches meist nur "Zahal" genannt wird. Mit solchen Sachen ist es in der Dritten Welt immer schwierig. Die Amerikaner benutzen für ihre Ausrüstung oft Akronyme, die Russen Zahlencodes, doch außerhalb dieser Sphäre ist alles Rätselraten. Bei den Türken ist alles Soldatenweste und bei den Israelis ist alles Rabbischürze. 




Der Hezbollah Fuhrpark sieht aus wie etwas mit dem GLA in Command and Conquer herumfährt. Im benachbarten Syrien hatte die Hezbollah Zugriff auf Infanteriegefechtsfahrzeuge und Kampfpanzer, sie hat im Oktober des Vorjahres auch eigene Fahrzeuge im Lebanon gezeigt, die zugegeben auch einfach eine Museumsausstellung sein könnten, doch im Südlebanon ist alles Shoot and Scoot. Why bother mit Homemade Armor wenn Israel Luftschlagkapazitäten hat.

Und ganz nebenbei wäre es echt nice wenn Autohersteller wieder solche simplen Zweisitzer Pickup Trucks bauen würden, anstatt diese rollenden Blechtumore weil nach idiotischen Umweltverordnungen jetzt jeder Truck ein richtiger Truck sein muss anstatt ein PKW mit Ladefläche.

Woher kommt das eigentlich, dass man bei jeder scheiss Razzia, egal was für richtige Waffen diese auffindet, man immer irgendeinen Schrott mit dabei hat? Die zeigen dann Luftgewehre bei Glatzen-Ronnies genau wie bei Hezbollah-Arsenalen. Wozu sind diese alten Doppelbockflinten gut. War das Teil der Hezbollah Drohnenabwehr, oder hat die IDF die nicht eher irgendwo aus einem Privathaushalt mitgenommen.

Ich meine die haben da RPG-29 und iranische TOW Werfer. Ich glaube nicht dass man alte Schrotflinten braucht um ein Argument dafür zu machen, dass die ernsthafte Firepower hatten. Mal sehen ob wir demnächst eine Toophan Rakete bei Labohohohoho de Michel sehen. Mich würde ja interessieren in welche Richtung die dieses System hin entwickelt haben, das 1970 in Dienst gestellt wurde.

Andere ATGM Systeme die gezeigt wurden waren Fagot, Kornet und ich glaube sogar Sagger Raketen. Milan Raketen, also zumindest die Tuben, sind auch zu sehen.
Weitere iranische Kopien sind RPG-7, mit olivgrünem Hitzeschild, und AM-50 Antimaterialgewehre, eine unlizenzierte Kopie des Steyr HS.

Auch ziemlich viele Breaching bzw. Sprengausrüstung. Und Shaped Charges IEDs. Richtladungen über welche eine Kupferplatte platziert wird die bei Auslösung einen Hohladungseffekt erzeugt und Panzerung durchdringen kann, wobei es in diesem geschlossenen Panzerfahrzeug dann sofort mehrere hundert Grad heiß wird.

Rückstoßfreie Geschütze, Typ-63 Raketenwerfer, Mörsergranaten. Typisches Guerillazeug.


Und die Nachtsichtgeräte die ein bisschen aussehen wie russische PSV7


Es ist ein älteres Design und könnte sogar noch dieselbe Ausrüstung sein, welche 2006 gegen die IDF verwendet wurde, die oft überhaupt keine Nachtsichtgeräte hatte. Doch diese Ausrüstung ist mittlerweile veraltet. Wenn man veraltete Nachtsichtausrüstung hat, die bspw. 200 Meter weit sehen kann, der Gegner allerdings bereits eine neuere Generation besitzt, welche 300 Meter weit sehen kann, dann begibt man sich in eine Gefahrensituation, in welche man sich ganz ohne Nachtsichtausrüstung vielleicht gar nicht begeben hätte.
Heute hat sich in der Regel Monokulare Nachtsichtausrüstung durchgesetzt, auch wenn Call of Duty Spec Ops Kostüme gerne Quad Nods zeigen die eigentlich für Piloten gedacht sind.



Mein Fazit ist, dass es für mich so aussieht, als wäre die Hezbollah sowieso nicht dazu gedacht gewesen gegen Israel zu kämpfen. Das ist eine lokale Kartellarmee die dafür gedacht ist im Lebanon gegen andere Milizen zu kämpfen, sowie den lebanesischen Staat in Schach zu halten, und als Mietregiment bspw. im benachbarten Syrien zu kämpfen. Raketen auf Israel zu schießen war eher dazu gedacht politischen Druck aufzubauen zugunsten der Gönner der Hezbollah. Man erinnere sich, dass die Erfolge der Hezbollah gelegentliche Border Raids waren, mal einen israelischen Soldaten zu entführen, und ihr großer Erfolg im Krieg 2006 war ein Hinterhalt auf einen IDF HMMWV den man gefilmt hat.

Ich denke das Ergebnis von 2024 wäre auch nicht großartig anders gewesen, wären 30.000 Pager nicht explodiert. Die Hezbollah sitzt im lebanesischen Parlament und die meisten Mitglieder haben ein relativ bequemes Leben, sitzen vielleicht am Schreibtisch in irgendeinem Supply Depot, verdienen mit Drogenschmuggel und gehen clubben, und haben keinen Bock die Party zu beenden weil ein paar Boomer die Olivenheine ihrer Kindheit vermissen oder was auch immer. 
Die Hezbollah kann so tun als wäre sie eine reguläre Armee, und erzielt gegen irreguläre, schlechter organisierte Verbände damit auch erfolge, doch kriegt sie gegen staatliche Verbände, Israel oder Türkei, am Ende auf die Schnauze. Veraltete Designs, veraltete Propaganda, veraltete Denkweisen zeigen dass das eine Gesellschaft der Nachzügler ist.


Wäre ich Reichskriegsminister dann würde ich natürlich sofort mit einem Koffer Sondervermögen bei den Israelis auftauchen:
Can you hook a nigga up?




19 Kommentare:

  1. Scheiße nach nem Pickup such ich schon verdammt lange. Fick die deutsche Autoindustrie. Also ich denke mal, dass da immer ein paar Waffennarren-Autisten dabei sind, die auch eine nette Enfield sammeln würden, denn üch hob moi Läbe lang auf der Olivenplantage georboidet.

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  2. Wenn jemand noch Adressen hat wo man Weichballistikeinlagen auch nach Maß bestellen kann soll er sich melden.
    Suche gerade was für OTV und FSBE. 2022 haben noch alle wegen Supply Chain gemeckert und jetzt sind mittlerweile viele davon nicht mehr geschäftstätig.

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    1. Wie können Händler für sowas seit 2022 pleite ääääh ich meine "nicht mehr geschäftstätig" sein?

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    2. Dieses Covid Theater ging halt zwei Jahre und Textilien kommen eben aus Übersee. Und wenn du dann Hersteller und Händler für sowas bist, und nichts sonst, dann steht dein Biz halt auf einem Bein an dem gesägt wird. Es wäre ja nett wenn wir einen eisenhowerischen Pentomic Army Militärisch-Industriellen-Komplex hätten, wo Militär die Nebenbranche von Zivilen Unternehmen ist, und bspw. Trigema Splitterschutzwesten herstellt wo man Modell und Maße individuell bestellen kann. Haben wir nicht. Wir haben Maskendeals und müssen warten bis die Boomer tot sind.

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    3. By the Way eure Adressen Einsendungen halte ich erst mal zurück. Einerseits wegen eben "OpSec", andererseits weil es noch fraglich ist ob das überhaupt eine richtige Adresse für diese Produkte ist. Mindestens eine Einsendung war genau von so einer Firma die das seit Jahren gar nicht mehr anbietet. Googeln kann ich selbst Leute.

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    4. Ist das jetzt wieder so ein passiv-aggressives Gewichse über muh Putin muh Gas, Anon?

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    5. Longdick Johnson2. Januar 2025 um 02:11

      Das 2. Standbein von ner Munitionsfabrik hier waren die .22 Knallpatronen für die Bolzenschussgeräte am Bau. Haben jetzt die Auftragsbücher voll für die Nato-Mumpeln, sind aber immer noch für verhältnismäßig geringe Löhne und veraltete Arbeitsbedingungen bekannt so das es kein beliebter Arbeitgeber in der Region ist. Man kam jetzt erst vor kurzem auf die Idee die Kaliber, die jetzt am meisten gefragt sind, durch aktuellere CNC Maschinen zu optimieren damit nur noch 3 Arbeitsplätze statt 20 an einer Strecke gebunden sind. Man denke sich nur aus man hätte das bereits in den 90ern gemacht anstatt die letzten 20 Jahre am Hungertuch zu nagen und ständig den Besitzer zu wechseln.

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  3. "in diesem geschlossenen Panzerfahrzeug dann sofort mehrere hundert Grad heiß wird"

    Es wird eher um die einhundert Grad Celsius heiß, was auch nicht so tödlich ist, wie der entstandene Druck und die Splitter nach dem Durchschlag.

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    1. Okay, mehrere hundert Grad ist Dramatisierung, doch die Kupferplatte auf dieser Hohlladung ist viel größer als die einer regulären Rakete und verursacht damit auch mehr Hitze im Innenraum.

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  4. >Heute hat sich in der Regel Monokulare Nachtsichtausrüstung durchgesetzt

    Warum ist das so? Ist es deshalb weil NVG tubes teuer und in relativ relativ kleinen Stückzahlen hergestellt werden und man somit mehr und billiger Nachtsichtgeräte herstellen kann? Oder ist die Leistung an sich oder der Komfort/Benutzerfreundlichkeit besser?

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    1. Abgesehen davon dass man eben mehr davon herstellen kann ist es der Effekt der Blendung. Wenn du auf beiden Augen NVG trägst, und du bist bspw. Fahrer, und für irgendeinen Grund tauchen Scheinwerfer, Leuchtrakete oder Flutlichter auf, bist du geblendet auf beiden Augen. Man kann Monokulare auch leichter auf Waffen montieren.

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    2. Die Unterschiede zwischen PVS 14 Monokular und dem PVS 7 Bi-Okular betrifft vor allem drei Bereiche:
      Verträglichkeit, Adaptation, Schiessen.
      Monokulare die auch als solche getragen werden, also nicht zb über eine Brücke zu einem Bin-Okular verbunden werden, können bei manchen Menschen Übelkeit, Kopfschmerzen usw. auslösen, wenn es das Gehirn nicht schafft die Diskrepanz der unterschiedlichen Bilder beider Augen zu überwinden. Hier sind Bi-Okulare Systeme verträglicher.
      Ein einzelnes Monokular zu tragen bedeutet dagegen, dass das andere Auge Dunkel Adaptiert bleibt.
      Darüber hinaus ist es mit dem Monokular etwas einfacher passiv, also über ein Visier, zu zielen.
      Ansonsten ist technisch im wesentlichen gleich. Eine einzelne Fotokatode, die im Falle des Biokulars halt nur auf zwei Okulare projiziert wird.

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  5. Der wichtigste Punkt: Räumliches Sehen geht nur mit biokularen Systemen. Kann den entscheidenden Vorteil bieten. Genauso was die zweite im Vergleich zur ersten Generation betrifft.

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    1. Alter, jedes kleine Pissdetail kann "den entscheidenden Vorteil geben" bis man dann mit der physischen Realität von Kosten und Logistik konfrontiert ist. Wer macht noch GenI und II Vergleiche wenn sich die Leute darum streiten was den Platz der IV einnehmen wird neben Thermal.

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    2. Ja doch, bin auch ein fan des PARETO-Prinzips. Die STAN-Ausrüstung eines Jagdkommandos gestattete zu meiner grünen Zeit nur dem Fhr des Jagdkommandos ein Nachtsichtgerät und vor dreißig Joaren, also Steinzeit, in den Nachwehen des KK, gab es diese grotesken Restlichtverstärker-Aufbauten auf dem G3. Also mal nicht rumjammern, schieß mal mit diesem Ungetüm, da erübrigt sich jede Diskussion um das letzte Prozent Restlichtverstärkung.
      Mein Dad schoss übrigens noch mit dem GraPi-Aufsatz auf dem G3. Höllenteil. K.A., warum die Herren aus dem Heereskommando den ausgemustert hatten, ich vermute, dass dadurch der Haltepunkt out of range geriet.

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    3. Falsch. Bi-Okulare haben nur ein 2D Bild. Bi-n-okulare vermitteln tiefen Wahrnehmung. Ist aber für alle die damit nicht schnell fahren oder fliegen wollen eher unwichtig.

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    4. Hier übrigens eine ganz solide Zusammenfassung zu den technischen Grundlagen
      https://www.lunox.com/about-night-vision

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    5. Longdick Johnson2. Januar 2025 um 01:35

      Niemand kehrt ob Anus vor 30 Jahren mit 40 jahre alten Equipment Soldat gespielt hat oder Kapitän der Schulfußballmannschaft war.

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  6. Kleiner fun fact zu NVGs: In Europa gibt es eine Firma welche Bildverstärker der dritten Generation entwickelt und herstellt. Genau eine einzige Firma: Harder Digital aus Niedersachsen. Photonis? Hört man ständig von, machen aber "nur" Bildverstärker der zweiten Generation. Hier herrscht grosser Aufholbedarf, in Amerika gibt es ungefähr ein halbes Dutzend Firmen die 3rd Gen herstellen.

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