Multipolare Weltbilder

Bitchiger Liberalismus

Der Fall des Hauses Assad ist ein Rückschlag für das, was sich im Mittleren Osten als Achse des Widerstands bezeichnet, oder auch als Schia-Halbmond genannt wird. Der Ländergürtel von Libanon, über Syrien, über Irak bis in den Iran.

Deren Identität ist irgendwas mit Widerstand, der nicht so sehr gegen Israel gerichtet ist, was schon jämmerlich genug ist dass sie damit nicht fertig werden, sondern gegen das, was sich als etwas identifizieren, und von dem Israel nur ein Kolonial- und Siedlerprojekt ist. Gemeint ist die liberale Weltordnung mit den Vereinigten Staaten als den Hegemon über Weltmeere und Weltwährung. Dagegen wollen diese zurückgelassenen der Geschichte sich aufbäumen.

Aus dem russischen Lager hört man seit nun mehr Dekaden die Fantasie dass es eine multipolare Weltordnung geben würde, und geben sollte, was dabei nur die schlimmsten Aspekte von bitchigem Liberalismus widerspiegelt, genau wie die Achse des Widerstands. Diese Leute wollen einfach "existieren" in einer Welt, in der sie sich sonst nicht wirklich behaupten können. Assad hat an der Friedensdevidende von 2018 nicht kapitalisiert und stattdessen das, was von der wenigen Substanz noch übrig war, kannibalisiert.

Multipolare Weltordnung heißt nichts anderes, als dass die Verlierer des späten 20sten Jahrhunderts bitchen und heulen sie hätten doch alle ein Recht auf Leben, und noch schlimmer, ein Recht auf Teilhabe und "Mein Bauch gehört mir" für "Länder".

Das ist dummes Zeug.

Hier ist ein Bild von Francis Fukuyama wie er dich smug fragt wie das gerade so läuft.

In Assads Räuberhöhle fanden die Leute, übrigens Anwohner der umgebenden Oberklassenachbarschaft, beim looten Designerprodukte, Lamborghinis und Mercedes Fahrzeuge. Alles Dinge welche die Gesellschaft, über welche die Assads, zugegeben wenn auch nicht alleine, geherrscht haben. Genau so verhält es sich mit "russischen" Oligarchen, die in London ihr Geld und ihre Kinder parken. Sie bevorzugen ebenfalls die Luxuswaren des Westens, während die Bevölkerung in Russland überwiegend in Armut lebt. Das ist kein Vorwurf der Heuchelei an diese Leute. Es unterstreicht lediglich, dass weder sie, noch die chaotischen, dysfunktionalen Gesellschaften, über die sie herrschen, ein Gegenentwurf zur westlichen Hegemonie sind. Sie repräsentieren lediglich eine Koalition aus Krüppeln, Losern, Schizos und Ressentiment getriebenen Neidern.

Gerade die größten Advokaten dieser Idee im Westen glauben selbst nicht daran. Die AfD quatscht es nach, weil die politische Bildung in dieser Partei genau so dünn ist die die intellektuelle Neugier. Ein Sellner quatscht es nach, doch stellt sich dann vor das Nordstream Terminal und tritt wohl dafür ein, dass in dieser Fantasiewelt Russland ein Pol sein soll anstelle von Deutschland.

Würde gerade die AfD diese Vorstellung der multipolaren Welt teilen, dann würde sie nicht bitchig rummotzen gegen die EU, sondern sich so positionieren diese Institution zu übernehmen. Niemand macht die Europäische Union so populär wie ihre Kritiker. Gerade die Deutschen verpassen es zu sehr, zu realisieren, dass die EU Europa ist wie es aussehen würde, wenn das Deutsche Reich den Ersten Weltkrieg gewonnen hätte. Seine Grenze reicht vom Ärmelkanal bis in die Ukraine. Großbritannien ist draußen und ärmer als vorher. 

Würde die AfD an die multipolare Welt glauben, dann würde sie Deutschland aufrüsten wollen und seine Marinekapazitäten fördern, zusammen mit der indigenen Energiegewinnung, egal ob "grün" oder sonst was. Es kann natürlich auch sein, dass die Partei eben nur lügt um an die Macht zu kommen und sowieso genau das vorhat.

Derweil ist das Maximum, was wir von so einer "multipolaren Weltordnung" erleben, dass Staaten zwischen dem einen und dem anderen Block Footsie unter dem Tisch spielen.

In Ungarn hat der fette kleine Bauer Orban durch Nepotismus das Land verkauft, seine Cronies bereichert, während er in der EU Waffenhilfen für die Ukraine blockiert, um so mehr Handouts zu erpressen, da er nicht wirklich fürchtet, dass die EU, oder besser Deutschland, in die ungarische Tiefebene eimarschiert, oder ihn anderweitig absetzt.

In Rumänien überschreiben die Gerichte das Wahlergebnis in dem, was als einem Verfassungsputsch gleich kommt, um so die Machtübernahme einer transnationalen Businesselite zu verhindern, deren Frontfigur ein rechtspopulistischer Trad-Larper ist, der den Leuten was vom Frieden in der Ukraine erzählt.

In Georgien erpresst die "Demokratisches Georgien" oder "Georgischer Traum" offen die Wähler, entweder es regieren, sie oder es gibt den Krieg mit Russland. Besticht Wähler, kauft Stimmen, erpresst Stimmen, stopft Wahlurnen und lässt Proteste dagegen niederschlagen.

Und nicht zu vergessen den slowakischen pro-Kreml Ministerpräsidenten, der von einem noch verrückteren pro-Kreml Schizo niedergeschossen und verwundet wurde.

Alle diese Störenfriede sind allerdings nicht real gefährdet dem russischen Block zuzufallen. Alle diese Störenfriede wollen lediglich mehr Geld aus dem Hegemon erpressen. Russland hat nichts anzubieten und selbst wenn eine offen pro-russische Regierung mit ideologischem Unterbau mal die Wahl gewinnt, wie in Griechenland im Januar 2015, bekamen diese Leute lediglich ein Beglückwünschungstelefonat und kein Geld.

Es ist genau genommen auch ein strategischer Fehler den anti-westlichen Block als einen Block zu sehen. Die BRICS Staaten sind lediglich eine Pressemitteilung und kein tatsächliches Bündnis. Es sind oft genug Konkurrenten im Rohressourcen-Markt die untereinander, mit ganz wenigen Ausnahmen, weiterhin mit Dollar handeln. Beim BRICS Gipfel im Oktober diesen Jahres, welcher im russischen Kazan stattfand, baten die russischen Gastgeber alle Teilnehmer Bargeld, und besonders Dollars und Euros, mitzubringen.

Es gibt auch militärisch keine echte Kooperation unter diesen Staaten die sich nur durch Ressentiment zusammenfinden. Russland und Iran haben nichts unternommen um die israelischen Luftschläge gegen Syrien zu unterbinden, obwohl Russland prominent sein S-300 Flugabwehrsystem dort stationierte. Diese Luftkampagne, teilweise bis zu fünfzig Bombardierungen am Tag, haben die syrischen Streitkräfte so ausgedünnt, dass sie keinen Widerstand mehr leisten konnten gegen eine Rebellenoffensive, deren erste Welle lediglich um die 250 Mann gestellt hat.

Mehr in Zukunft.