Anschlusszeit

Österreichs Regierung wird von Deutschland gestürzt

- Ein Gastbeitrag von Ray Cyst

Die Ostmark ist oft ein komischer Ort. Wäre es nicht dafür dass Proleten die Krone und nicht die Bild lesen und Wiener sich für kosmopolitische Weltbürger halten weil die Hälfte der Gäste in ihren trendy Hipster Kaffehäusern deutsche Studenten sind könnte man vergessen dass es sich um einen eigenen Staat handelt. Jetzt werden wir daran erinnern dass es eben doch kein eigener Staat ist.

Deutsche Journalisten stellen dem österreichischen Vizekanzler eine Falle und wählen  dafür passend eine spanische Ferieninsel aus. Das führt dazu dass kurz vor der Europawahl die Regierung zerlegt wird, pun intended. Denn eigentlich braucht Österreich sowieso keine Regierung. Dieses Land unterscheidet sich eh kaum von Bayern wenn Bayern weiter nach Links rücken würde und wegen dem was passiert ist wird es noch weiter nach links rücken durch Disqualifikation der möglichen Opposition.

Seit dem Tod von Jörg Haider haben viele das Gefühl dass ein politischer Ausweg nicht mehr möglich ist und dieses Gefühl bewahrheitet sich jetzt. Wer sich an die Bilder von Jörg Haiders Beerdigung erinnert erinnert sich daran dass Heinz-Christian Strache demonstrativ abwesend von den anderen Politikern stand und zurückschauend wird das vielleicht der  Moment gewesen sein an dem er begriffen hat wie politische Erfolge der falschen Leute geahndet werden können. Ich glaube es ging bei Haiders Unfall weniger um die Wahl eines rechten Politikers, sondern um Ermittlungen gegen ihn wegen Korruption. Haider war beliebt in einer Art wie auch Pablo Escoba beliebt ist wenn er Bargeld verteilt, was Haider getan hat.

Österreich ist kein Land, kein Staat, sondern ein Marktplatz. Aber keiner mit Tiefwasserhäfen und Kontainerschiffen, sondern viel eher ein Verschiebebahnhof mit Zugang zu europäischen Zirkeln wo Interessen und Gefälligkeiten verschoben werden. Von daher war es für Strache in dem Moment wo ihm eine reiche Russin vorgestellt wird auch nicht unglaubhaft, denn das machen eh alle, also warum soll er nicht auch mal ein Stück vom Kuchen haben. Wozu ist man denn Vizekanzler. Nur um darauf zu warten das der Kanzler stirbt? Es sind Verhältnisse wie in einer Banenrepublik wo jeder versucht sich zu bereichern bis er in einer Position ist wo er das Treiben legalisieren, oder sich selbst freisprechen kann. Österreich ist für Deutschland fast wie Katar ist für den Irak.
Wen interessiert die Balkanroute wenn man ein Haus auf Ibiza hat.

Strache war einmal der politische Ziehsohn Jörg Haiders genau wie Angela Merkel das Ziehkind von Helmut Kohl war. Genau wie Merkel den Kohl ausmanövriert und sich die Partei angeeignet hat wollte, und hat mehr oder weniger, Strache es mit der FPÖ getan. Und wie ein guter Politiker hat er auch nie seine Positionen von gestern verteidigt, die Positionen die politischen Aufstieg bringen, genau wie Haider, und ich denke deswegen haben die Presse Pifkes sich ihn ausgesucht. Nicht wirklich weil er rechts ist, nicht weil er Vizekanzler ist, sondern weil er ein Großmaul ist und auf der anderen Seite unter Druck nachgibt.


Und dafür haben die meinen ganz persönlichen Dank.

Denn die als rechts geltende ÖVP-FPÖ Regierung ist in vielen Punkten wie die Dollfuß Regierung welche die Deutschen 1938 gestürzt und Österreich besetzt haben. Es ist die schlimmste Art von biedermännischen Cuck-servatismus der so tut als wäre er rechts weil er die kleinbürgerliche Ordnung einer vielfältigen Gesellschaft erhalten will und sich dabei für den besseren Deutschen hält obwohl das Fundament der besserbürglerischen Alpenhütten völlig verrottet ist.
Für die Deutschen Leser sei erklärt das Satire von Deutschen in Österreich diese oft als Nazis porträtiert auf einem Niveau was man von Polen erwarten würde. Wenn ich Stermann & Grissemann seh, werd ich echt sauer. Nicht nur weil die nicht lustig sind, sondern weil es nicht die historische Wahrheit ist. Die Österreichischen Cuckservativen tun manchmal so als wäre Österreich das
erste Opfer der Nazis gewesen wenn man sie für ihre "es war nicht alles schlecht" Sprüche kritisiert und als ob hier eine liberale,  demokratische Gesellschaft besetzt worden wäre, wenn in Wirklichkeit es damit vergleichbar ist, dass ein Exilösterreicher zu seiner eigenen Kotze zurückgekehrt ist wie ein Hund. Oder vielleicht war er die Kotze und ist dem Hund gefolgt der sie ausgekotzt hat.


Das Zerbrechen der Koalition jetzt ist genau so wenig eine Niederlage für Österreich wie der Sturz der Dollfuß Regierung.
Es ist noch kein Gewinn, aber es ist auch keine Niederlage.