Freitag, 9. August 2019

Painboys aka Ärzte


von Crackman

Ärzte haben schon immer ein gesellschaftlich hohes Ansehen genossen. Von den Anfängen als Schamane und Medizinmann bis hin zu riesigen medizinischen Fakultäten.
Wissen ist ihr Kapital und lange Zeit wurde es nur mündlich weitergegeben. Die ersten Bücher waren scheisse teuer und konnten auch nur von Gelehrten gelesen werden. Im europäischen Raum wurde die Kaste der Gelehrten vom Klerus gestellt, dieser konnte seine Hand auf das Wissen halten und musste sich vor niemandem verantworten, im Gegenteil die anderen mussten es ihm gegenüber tun. Altgriechisch und Latein waren lange Zeit die Sprachen der Gelehrten, und finden auch heute noch Verwendung für Bezeichnungen. Während die mittelalterlichen Ärzte ziemlich theoretisch unterwegs waren, blieben die meisten praktischen Aspekte, wie chirurgische Eingriffe oder Kinder gebären Berufsständen wie Hebammen und Wundärzten überlassen.
Diese erwarben sich einen blutigen Erfahrungsschatz im Kindbett und den Schlachtfeldern.

„Zu den Schwerpunkten des Wundarztes gehörten unter anderem - wenn auch nicht unbedingt alle zugleich - das Steinschneiden, Zahnbrechen, Starstechen, Trepanationen, Amputationen, Bruch richten, Wunden nähen und Eiterblasen aufschneiden; um nur einige zu nennen. Wer sich auch als Bader verdingte, führte auch das Schröpfen und den Aderlass durch. Der sogenannte „Triackerkrämer“ stand auf der untersten Stufe der Quacksalber. Er verkaufte selbstgemischte Tränke mit zweifelhafter Wirkung. Um diese inflationäre Überschwemmung mit Quacksalbern und Scharlatanen einzudämmen, wurde 1310 im Trierer Konzil festgeschrieben, dass die Ausübung eines medizinischen Berufes nur mit bischöflicher Erlaubnis erfolgen durfte.“

Auf jeden Fall standen die Handwerker in der Rangordnung unter den Gelehrten, die hatten bei einem Patienten dann auch das letzte Wort - egal ob sinnvoll oder nicht und hatten die Möglichkeit eine, in ihren Augen, unliebsame oder respektlose Person bei seiner Zunft ankacken - was für diesen das existenzielle Aus bedeuten konnte.

In der fortlaufenden Geschichte hat sich der Berufszweig säkularisiert und weiter spezialisiert mit Fortschritt der Medizin. sodass es mittlerweile eine riesige Bandbreite an medizinischen Dienstleistungen und Ausbildungen gibt.

Dabei hat es immer den mehr oder weniger erfolgreichen Versuch gegeben von der Obrigkeit und den Ärzten selber (in Form irgendeines Zusammenschlusses) eine Art Monopol zu bilden.
Das Thema (bezahlbare) Gesundheit war praktischerweise immer auch ein emotionales und essenzielles, das man ja nicht den kalten und harten Gesetzen des Marktes überlassen darf bla bla bla.

Die Ärzte haben es weit gebracht und konnten erheblichen Einfluss darauf nehmen:
* Wer sich wo und wann niederlassen darf
* wer auf welche Weise praktizieren darf
* Wie die Preise festgelegt werden
* wieviel Konkurrenz entsteht
* wie langwierig, schwer und teuer die Eintrittsbarriere liegt (Ausbildung/Studium, Mindestausstattung)
* Dass man sich dem Kunden gegenüber wenig verantworten muss
(Wer reklamiert schon was bei nem Arzt, will Geld zurück oder ne kostenlose Korrektur? wenn du den Arzt zu sehr nervst, kann der einfach sagen das Vertrauensverhältnis ist gestört und du sollst Dir nen anderen suchen)

Natürlich sind die freiberuflichen Ärzte mit Praxis nicht die einzigen Player, auch Krankenhäuser, Krankenkassen und Apotheker spielen eine Rolle und gestalten den Markt mit. Tatsächlich gibt es auch schon seit Jahren einen Kampf zwischen Krankenhäusern und den Arzt-Lobbys wer was behandeln darf, damit, vereinfacht gesagt, der Tante-Emma Laden Arzt nicht vom Medizinischem Supermarkt platt gemacht werden kann.
Der größte Kampf spielt sich natürlich zwischen Krankenkassen und Ärzten ab. Dieser Kampf ist aber eher mit weichen Bandagen, letztlich können alle Beteiligten gut davon leben und haben eine komfortable Marktposition.
Auf der anderen Seite gibt es aber auch immer wieder Betrugsfälle oder Tricks wie Maßnahmen teurer abgerechnet werden können. Zumindest sind sich beide Fronten bei den wichtigen Punkten einig, wie es muss mehr Geld her, höhere Beiträge wären gut und niedrige Steuern, weil es geht doch um die Gesundheit....
Krankenkassen sind aber auch so ein bisschen das Gesundheitssystem Äquivalent zum staatlichen Leviathan.
Alle müssen zahlen und wenn die Kohle nicht reicht, wird halt irgendwie überzogen, Hauptsache das System fällt nicht zusammen und es läuft weiter. Bei der Politik kannst du immer jammern und keiner von denen wird politischen Selbstmord begehen eine Radikalkur zu verordnen oder Gelder zu verwehren, wenn Kassen-Patienten drunter leiden würden. Also wollen alle möglichst den Status quo erhalten und dem Kaiser nicht sagen dass er nackt ist.
Alle Beteiligten halten sich gegenseitig die Augen zu, klopfen sich auf die Schulter, denn das wichtigste sind „bloß keine amerikanischen Verhältnisse“.
Die Deutschen machen sich quasi selbst erpressbar, sie ziehen die Gewissheit und Versorgung in Knechtschaft der Ungewissheit in Freiheit und Eigenverantwortung vor.

Die Ärzte-Zunft ist sich hierbei ihrer starken Position Bewusst, eine zahlreiche alternde Wählerschaft tut ihr übriges.
Daher behalten die Ärzteschaften die Oberhand, ihr stärkstes Argument ist die Qualität. „Sonst kann ja jeder kommen und so tun als wüsste er was er tut“
Ich finde das Argument nicht wirklich überzeugend. Geht einfach mal in euer Hipster-Stadtviertel, dort findet ihr nen Haufen Heilpraktiker, Kräuterschnüffler und Kristallschwenker, sind auch oft in den Vierteln der lebenden Toten angesiedelt (Rentner-Town). Es gibt nen Haufen alte Ärzte, die ihrer Verpflichtung auf regelmäßige Fortbildung nicht wirklich nachgehen oder generell sonstwie Pfuscher sind. Ich kenne medizinische Härtefälle mit bspw. Organ-Schäden, die haben mittlerweile einen breiten Fundus an Erfahrung über Medikamente, Behandlungen und was ab wann wie bei ihnen anschlägt. Oft sind die anstrengend, aber ein guter Ansprechpartner bei Fragen oder wenn ihr eine Empfehlung sucht. Denn diese Charaktere würden wahrscheinlich nicht mehr leben, wenn Sie nicht Ärzte gefunden hätten, die mit ihnen kooperieren anstatt nur aus dem (vielleicht veralteten) Lehrbuch zu handeln. Außerdem haben die ne Menge Anekdoten drauf und können dir auch viel über Verfehlungen und Inkompetenz erzählen, genauso wie Leute die direkt in der Branche arbeiten.
Ich kenne eine Krankenschwester, die mir erzählt hatte dass die Super-Profi Ärzte viele einfache Eingriffe nicht mehr beherrschen aufgrund mangelnder Routine und weil sie eigentlich nur die komplizierten Sachen machen. Ab und zu kommt aber Ol´McBoomer und besteht darauf dass Herr Doktor den Eingriff machen muss, der gibt sich aber nicht unbedingt die Blöße zuzugeben, dass er das letzte Mal nen Harnstein vor 2 Jahren entfernt hat. Der Patient denkt dann sogar selbstgefällig es genau richtig gemacht zu haben, weil er hartnäckig geblieben ist, hat aber ohne es zu ahnen einen stümperhaften Eingriff bekommen.


Generell ist es nervig wie unterwürfig sich viele Deutsche gegenüber dem Arzt verhalten, diese haben es nicht nur gesellschaftlich an eine vermeintliche Spitze der ehrbaren Berufe geschafft, sondern anscheinend auch tiefenpsychologisch.
Letztlich sind Ärzte auch nur Menschen mit Fehlern und Macken, aber vor allem sind Sie an den aktuellen Kenntnisstand gebunden.
Es gibt hunderte Beispiele, wie die Experten den Leuten zu schlechten Sachen geraten haben, zumindest solange bis einer diesen Status Quo auf den Kopf gestellt und einen neuen geschaffen hat.

Als Beispiel:
Popkulturell und in so gut wie allen Lehrbüchern wird als Gebär Position immer die Liege Position gezeigt. Es gibt noch Dutzende andere Stellungen und die Liege-Position ist wahrscheinlich nach dem Kopf-Stand die schlechteste. Zumindest für das geburtsbegleitende (vielleicht auch ältere) Personal ist es aber eine komfortablere als auf dem Boden rumzukrauchen. 

 
Oder:
Im zweiten Weltkrieg und dem Korea-Krieg kam man zu der Erkenntnis, dass viele bewusstlose Soldaten auf dem Rücken liegend an ihrem erbrochenen ersticken. Damit wurde dann die stabile Seitenlage eingeführt. schlafende Babies wurden ab da an auf den Bauch gelegt, um das Risiko für plötzlichen Kindstod zu minimieren. Blöderweise sanken bei Babies die Todes-Zahlen nicht, Sie waren eher höher. Erst Mitte der 80er wurde dann festgestellt, dass die Reflexe des Kindes im Schlaf ganz normal funktionieren und es beim erbrechen den Kopf dreht. In Bauchlage fehlt den Babies dafür oft die Kraft.

Das heißt nicht, dass ihr euch den Blinddarm selber rausschneiden sollt, aber mittlerweile hat selbst Ol‘McBoomer mal was von Krankenhauskeimen gehört.

Der Breite und vor allem permanente Zugang zu Wissen durch das Internet ist eine große Hürde für die Bemühungen das Angebot zu verknappen, ein 10 jähriges (mit Billiglohn und Praktikanten Versorgendes) Studium vorauszusetzen und vor allem den Patienten in einem Abhängigkeitsgefühl der Unwissenheit zu belassen. Auch die Skalierung von gesundheitlichen Dienstleistungen wird künstlich verhindert. So könnte man sich für viele Behandlungen bspw. mit einem Berufsanfänger begnügen, wenn er überzeugend ist und einen guten Preis anbietet. Das Kosten/Nutzen/Risiko Verhältnis ist dabei dem Kunden eigenverantwortlich zu überlassen.
Generell müssen alle Leistungen irgendwie erfasst und kategorisiert werden, in diesem schon fast planwirtschaftlichen System müssen sich dann Leute ausschließlich damit beschäftigen, wieviel bei was wer genau zu zahlen hat. Wobei auch der Dienstleister oft ein direktes Interesse hat auf welche Weise etwas abgerechnet wird und vielleicht sogar Anreize hat, deswegen die Behandlung in eine bestimmte Richtung zu führen.
Am simpelsten wäre es wenn Dienstleister und Dienstleistungsempfänger einfach direkt zueinander finden.

Viele Krankenhäuser haben übrigens Mediziner aus anderen Ländern beschäftigt, richtig Jackpot wenn das Land eine gute medizinische Ausbildung hat, die in Deutschland aber noch nicht anerkannt ist. Dann kann ein richtiger Arzt zu Assistenzarzt Konditionen beschäftigt werden, hey es können nicht immer alle gewinnen.

Mein Mitleid mit dem Ärztestand hält sich jedenfalls in Grenzen und ich drücke fest die Daumen, dass der Fehler- und Teuerungsfaktor Mensch stärker durch Robotik und KI ersetzt wird.
Voll im Trend ist es auch Medizin-Tourismus zu betreiben, dabei kostet dann die Wurzelbehandlung in Portugal einen Bruchteil von der deutschen. Aber ich denke mal dass ist eher was für privat-Versicherte. Fänds allerdings witzig wenn die Kassen irgendwann den Mittelfinger zeigen und Flüge subventionieren für günstigere Behandlungen im Ausland.

Noch ist dieses System unreformierbar. Es gibt zuviele direkte Nutznießer und die Alten die sich der Illusion hingeben wollen, dass sich absolute Sicherheit und Versorgung über zwang, Kollektiv und „ein recht auf“ kaufen lässt.
In ihrer Verzweiflung werden die Boomer sich bis zum letzten ausnehmen lassen, denn in ihren Augen ist nichts schlimmer als der Tod, auch nicht die Aasfresser die bereits am noch lebenden Körper fressen.

Im PC Fall gehe ich davon aus, dass nicht unbedingt jeder Arzt brauchbar ist. Sanitäter und Krankenschwestern werden hilfreicher sein als bspw. ein Chiropraktiker, vielleicht sogar nützlicher als so mancher super Chirurg. Die Umstände sind entscheidend.
Vielleicht konnte die Gruppe einen großen Perimeter sichern und eine Sanitätsstation mit sterilen Räumlichkeiten errichten, indem sich ein ehemaliger Chefarzt austobt. Aus dieser Behandlungsstelle kann dann zusätzlich Profit geschlagen werden und sich zu einem starken Player in der Gegend etablieren.

Das wäre ein Traum Szenario.
Vielleicht ist sie aber auch schlecht ausgestattet, Trinkspirituosen werden zum desinfizieren genutzt und Verbände aus Textilien müssen herhalten bis der nächste Autoverbandskasten gefunden wird.
Einfallsreichtum, die Fähigkeiten zu improvisieren, unter schlechten Bedingungen und Druck zu arbeiten, werden sich als sehr wertvoll erweisen.
Persönlich gehe ich davon aus, dass das Internet und Zugang zum Internet im Krisenfall nicht auf ewig wegfallen werden. Damit bleibt der Zugriff auf medizinisches wissen oder sogar die Möglichkeit zu Instruktionen übers Netz erhalten. Ich kann mir Deutschland gut auch als zweites Welt Land vorstellen mit brasilianischen Verhältnissen.

Egal was für Bedingungen in Deutschland vorherrschen werden und was die Zukunft bringt.
Auch wenn medizinisches Personal immer benötigt werden wird, die Zeit läuft bereits ab für Boomer Doc mit seinem 911er.



6 Kommentare:

  1. Shit-tier: Sexologen, Psychologen, Streetworker
    Good-tier: Sanitäter, Pharmakologen (härtestes Med-Studium)
    God-Mode: Aidskranker Morphiumjunkie Chefarzt

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    1. Wollte grade schreiben Chefarzt ist das nähste was wir am Nurgle Priester haben und dann sehe ich "Ebola im Kongo: Ärztekammer droht mit Streik".

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  2. Wo man den Einfluss der Ärztemafia am meisten spührt sind die Apotheken, du kriegst da keine Medikamente, Antibiotika oder was auch immer du brauchst weil du könntest dir damit ja weh tun und der bugman ist halt ein riesiges Kind auf das man aufpassen muss.
    Ärzte sind im Grunde wandelnde Lexika, weshalb die auch so viel auswendig lernen müssen. Mit dem Internet ist das total obsolet und Leute können sich ihre Symptome selber raussuchen, wir können aber nicht einen Schritt weiter gehen sondern werden von diesen elenden boomern im 20. Jahrhundert gehalten, nur nicht in der coolen ersten Hälfte sondern in der lahmen, degenerierten boomer age.

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    1. Schwul wirds dann, wenn du dir deine Extrakte fürs Bombenbauen von so nem Safetyschnösel aus der Apotheke holen musst. Ja für was brauchen sie das Ballistol und die zehn Liter Schwefelsäure eigentlich, Herr Lolwitz? Stfu, du Rotznase.

      Wirklich brauchen tust du nur die Praktiker wie Chirurgen und Sanis. Ey ehrlich, wenn ich mir mal nen Schein fürs Blaumachen geholt hab, war das immer lächerliches Mumbo Jambo, das die von sich gegeben haben mit dem kalten Hörgerät auf die Brust und son Scheiß.

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    2. Schwefel hab ich immer gekriegt nur Magnesiumpulver wollten sie mir nicht geben. Wenn du einmal so ne 50g Dose gekriegt hast kann man eigentlich zu jeder überteuerten Apotheke gehen und die wieder auffüllen lassen das ist das einzige wozu die scheiss Läden gut sind. Alles andere ist total überteuert oder man braucht einen Wisch vom Arzt. Hallo holländische Onlineapotheke.

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  3. Ausm Explosives-Honeypot hab ich gehört, dass sie das ganze Zeug zentnerweise bei irgendwelchen Polackenfirmen kaufen. Irgendwann braucht man nen eigenen Wald zum Bunkern.

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